Verstrahlte Arbeiter
Nach Stunden in kontaminiertem Wasser sind drei Arbeiter im Reaktor 3 der havarierten Atomkraftwerke in Fukushima Daiichi verstrahlt worden. Mehrfach wurde der Verdacht laut, dass die „Helden von Fukushima“ nicht ganz freiwillig dort Dienst tun.
Nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde Nisa haben die drei Arbeiter eine Ortsdosis zwischen 170 und 186 Millisievert aufgenommen. Der Grenzwert für Arbeiten zur Abwendung einer atomaren Katastrophe liegt in Japan – wie auch in Deutschland – bei 250 Millisievert. Die Weltgesundheitsorganisation hält sogar 500 Millisievert in einer Krisensituation noch für vertretbar.
Die drei Arbeiter sollten von einem bereits verlegten Starkstromkabel am Block 3 weitere Kabel in das zerstörte Reaktorgebäude verlegen. Sie standen nach Informationen der Internationalen Atomenergieorganisation rund drei Stunden lang in kontaminiertem Wasser.
Vermutlich stammt das Wasser aus dem Brennelementebecken, in dem wie im Reaktorkern MOX-Brennelemente lagern, die einen höheren Plutoniumanteil haben als abgebrannte Uran-Brennelemente. [1] (Tagesspiegel)
24.03.2011, 17.45 Uhr: 17 Arbeiter haben laut Kyodo eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert erlitten. Rund zwei Millisievert beträgt der Wert, den ein Mensch in Deutschland jährlich an natürlicher Hintergrundstrahlung abbekommt. (dpa, zitiert nach GP)
Zuvor waren mehrfach Fälle von Verstrahlungen von „zwei oder drei Arbeitern“ gemeldet worden …
Trinkwasserprobleme
24.03.2011, 17.45 Uhr: Wie Kyodo meldete ist zwar in Tokio die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod wieder gesunken, dennoch wird in den Geschäften das Wasser knapp. Auch wurde eine erhöhte radioaktive Belastung in anderen Wasseraufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio festgestellt. Dort sollen Babys das Wasser nicht trinken. (dpa, zitiert nach GP)
Weitere Evakuierung?
24.03.2011, 17:21 Uhr: Außerhalb der Evakuierungszone rund um das havarierte japanische Atomkraftwerk Fukushima I wächst die Angst vor radioaktiver Strahlung. Regierungssprecher Yukio Edano empfiehlt den Bewohnern in Windrichtung des Atomkraftwerks auch außerhalb eines Radius von 30 Kilometern, sich nicht im Freien aufzuhalten und die Fenster von Gebäuden geschlossen zu halten.
23 Abgeordnete aus dem Ober- und Unterhaus des Parlaments unterschrieben eine Petition, in der sie fordern, auch außerhalb des bisherigen Radius rund um das Kraftwerk die Evakuierung „drastisch voranzutreiben“. (FTD)
24.03.2011, 13:46 Uhr: Auch außerhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima könnte nach Schätzungen der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung auftreten. An manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt seien, könnte die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert pro Stunde liegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Er bezog sich auf eine Computerprognose. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr. (FTD)
Atom-Aus für die VAE?
24.03.2011, 15.59 Uhr: Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen ihre Pläne für das erste Atomkraftwerk im Land nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima überprüfen. Das sagte der Generaldirektor der staatlichen Atomaufsichtsbehörde, William Travers. Das Land plant sein erstes Kernkraftwerks im Jahr 2017 in Betrieb zu nehmen. Nun sollen Erkenntnisse aus dem Unglück in Japan berücksichtigt werden. Außerdem werde intensiv über Sicherheitsstandards gesprochen. „Damit wird die Sicherheit in der friedlichen Nutzung der Atomenergie in den Emiraten erhöht“, sagte Travers. (Spon)
Jetzt auch Probleme an Block 5
24.03.2011, 13.58 Uhr: Heute gab es zum ersten Mal auch am bisher unversehrten Reaktor 5 Probleme. Auch dort ist nun das Pumpsystem des Reaktors nach Angaben der NISA defekt. Die Kühlung sei ausgefallen. Die Situation sei momentan stabil, es müsse aber mit steigenden Temperaturen sowohl im Reaktor als auch im Abklingbecken gerechnet werden.[2] (Blick)
Radioaktive Verseuchung des Meeres steigt
24.03.2011, 19:10 Uhr: Japanische Wissenschaftler haben 30 Kilometer vor der Küste Japans eine „nachweisbar“ erhöhte Konzentration von radioaktivem Jod und Cäsium 137 gemessen. Das bestätigte ein IAEA-Experte. „Die Jodkonzentration hat das von den japanischen Behörden vorgegebene Limit erreicht. Der Cäsiumwert liegt darunter,“ teilt die Atomaufsichtsbehörde mit. (FTD)
24.03.2011, 14.55 Uhr: Wie der Stromkonzern Tepco mitteilt steigt die Strahlenbelastung im Meer weiter an. An den Abflussrohren der Reaktorblöcke 1 bis 4 seien die Werte von radioaktivem Jod-131 etwa um das 150-fach erhöht, was jedoch keine Gefahr für den Menschen bedeute. (FOKUS online/dpa, zitiert nach GP)
Tepco pleite?
23. März 2011: Tepco hat sieben japanische Großbanken aufgefordert, ihm etwa 2 Billionen Yen (17,4 Milliarden Euro) an Krediten zur Verfügung zu stellen. Mit dem Geld will Tepco unter anderem die Aufräumarbeiten beim schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima bezahlen. Zudem braucht das Unternehmen auch Geld für die Reparatur weiterer beschädigter Kraftwerke. Außerdem könnten Schadensersatzforderungen auf das Unternehmen zukommen.
Ende Dezember verfügte das Energieunternehmen über Barreserven in Höhe von 670 Milliarden Yen. Da die Gefahr noch nicht gebannt ist, dass sich die atomare Krise in Fukushima verschärft, der Börsenwert des Unternehmens dramatisch eingebrochen ist und Schlampereien bei der Sicherheit sowie falsche oder verspätete Informationen das Vertrauen in Tepco zerstört haben, befürchtet das Unternehmen die Kosten anders nicht aufbringen zu können.
Die Finanzinstitute, die große Aktienpakete an Tepco halten, haben durch den Kurssturz an der Börse bereits Milliardenverluste erlitten. Als Rettungsanker stünde notfalls die öffentliche Hand bereit.
Der Tepco-Kurs unterlag extremen Schwankungen. Am 10. März, dem Tag vor dem Erdbeben, das das Atomkraftwerk Fukushima zerstörte, stand Tepco bei 2153 Yen. Den niedrigsten Stand gab es am 17. März, auf dem Höhepunkt der Ängste vor einer atomaren Katastrophe, mit 715 Yen.
Tepco ist das größte Energieunternehmen Japans und das viertgrößte der Welt. Das private Energieunternehmen betreibt insgesamt 17 atomare Reaktorblöcke und produziert damit in etwa den jährlichen Strombedarf eines Landes wie Italien.
Tepco hatte bereits vor der Katastrophe in Fukushima den Ruf, Pannen in seinen Atomanlagen zu vertuschen. 2002 gab es Sonderprüfungen bei allen 17 Tepco-Reaktoren, weil das Unternehmen Reaktordaten und Schadensberichte gefälscht hatte. Der Vorstandsvorsitzende und die verantwortlichen Manager mussten damals gehen. Doch auch in Fukushima hat Tepco bei den Kontrollen unmittelbar vor der Katastrophe geschlampt und Informationen nicht weitergegeben, wie in dieser Woche bekannt wurde.[3] (Quelle: FAZ.NET)