Fiktion: Al-Qaidas Atombombe
Die „Überzeugung“ des zuständigen Beamten ist recht leicht, wenn auch etwas einfach gestrickt. An den in einer streng puritanischen kleinen Hafenstadt lebenden, verheirateten Mann und Familienvater macht sich im Auftrag des Al-Qaida-Agenten ein Vierzehnjähriger heran und beginnt ein Liebesverhältnis mit ihm. Vor die Alternative gestellt, denunziert und somit öffentlich vernichtet zu werden oder mit zwei Millionen Dollar und der Fortführung der Liebesbeziehung entlohnt zu werden, fällt dem Mann die Wahl leicht: Er „übersieht“ einen merkwürdigen Container aus Russland. Deklariert waren Bleiabfälle zur Wiederverwertung. Dass der Container massiv von innen mit Blei verkleidet ist, um die Strahlung der beiden darin transportierten russischen Atombomben zu tarnen, wird selbstverständlich verschwiegen. Die Beschaffung der Bomben in Russland ist wiederum nicht ganz so preiswert gewesen, aber auch nur eine Frage des Geldes oder der anderen Mittel zur Überzeugung der unterbezahlten russischen Beamten.
Die Bomben selbst werden auf eine einsame Farm in Nebraska gebracht. Dort wird von einem emigrierten, in Diensten von Al-Qaida stehenden, russischen Atomtechniker der bisherige Zündmechanismus entfernt und ein sehr einfacher Zünder eingebaut. Dieser bringt mittels einer konventionellen Explosion die beiden kritischen Hälften des Spaltmaterials zusammen und führt somit zur atomaren Explosion. Anschließend werden die Bomben, wiederum mittels LKW in Bleiummantelung ins Zielgebiet gebracht und gezündet.
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„Al Qaida“ steht hier und an anderen Stellen als „Platzhalter“ für den weltweiten Terrorismus. Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, zu hinterfragen, WER Al Qaida eigentlich ist, wer dahinter steckt, wessen Interessen verfolgt werden und wer das Ganze finanziert und steuert. Dies zu untersuchen wäre ein eigenes Buch wert. Allerdings ist Al Qaida die erste Terror-Organisation, die in Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11.09.2001 Planungen von Anschlägen auf AKWs offen gelegt hat und via Pakistan möglicherweise Zugang zu waffenfähigem Material und/oder Atombomben hat oder bekommen kann.[1] Osama bin Laden wird im Januar 1999 zitiert: „Wir würden es nicht als Verbrechen ansehen, in den Besitz atomarer, biologischer oder chemischer Waffen zu gelangen.“[2]
Auch Terrorgruppen mit anderem als islamistischen Hintergrund wie Rechtsextreme oder Fanatiker einiger anderer Religion spielen mit dem Gedanken an die ultimative Erpressungswaffe und könnten daher synonym eingesetzt werden.
Aber viel entscheidender ist die Tatsache, dass es nachgewiesene Verbindungen zwischen den Bombenbauern in Pakistan und Al Qaida gibt:
Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI6 hatten unter der Legende, sie seinen Terroristen und hätten Interesse an Atomtechnik oder spaltfähigem Material Kontakt Ende 2001 zu Kadir Khan und seinen Mitarbeitern aufgenommen. Laut Tenet (CIA-Chef) waren mindestens zwei der kontaktierten pakistanischen Atomwissenschaftler bereit und boten zudem noch Infos zu einer „schmutzigen Bombe“ als Extra an.
Nach mehreren – nicht bestandenen – Tests mit Lügendetektoren gaben zwei andere Wissenschaftler aus Khans Umfeld namens Mahmood und Majeed, zu, mit Bin Laden persönlich und mit Vertrauten von ihm über Massenvernichtungswaffen „Diskussionen akademischer Natur“ geführt.[3] Allerdings lehnte der pakistanische Geheimdienst eine Vernehmung der Wissenschaftler durch die CIA „brüsk“ ab. 100 Tage nach den Anschlägen des 11.9.2001 belegt das US-Außenministerium, dass Mahmood sich mehrfach mit Bin Laden und Mullah Omar getroffen hatte, um über die Herstellung von ABC-Waffen zu diskutieren.
[1] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/us-staatsanwalt-atta-hatte-freie-hand;869520
[2] in einem Interview der Newsweek vom 11.1.1999
[3] Egmont R. Koch: Atomwaffen für Al Qaida – Auswertung, Aufbau-Verlag, Berlin, 2005, S. 33f