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Hintergründe Störfälle

Update 27.03.2011, 15:00 Uhr

Fukushima …. des Chaos’ nächste Stufe

Die Berichterstattung offizieller japanischer Stellen (Regierung sowie Tepco als Betreiber) erreichen leider immer wieder neue negative Höhepunkte … Daher hier eine persönliche Wertung der nachfolgenden Meldungen:

 

  1. Zweiter Reaktordruckbehälter offen
    Auch in Block 2 scheint jetzt die Kernschmelze den Reaktordruckbehälter (Skizze s. hier) massiv beschädigt zu haben. Im Vergleich zu Reaktor 3 ist die Öffnung entweder deutlich (um Zehnerpotenzen) größer (also etwa „durchgeschmolzener Boden“ zu „Riss“) oder es gab in Reaktor 2 eine Explosion des Reaktordruckbehälters. Da auch immer wieder von „Explosionen“ die Rede ist, kann letzteres nicht ausgeschlossen werden.
  2. Radioaktivitätswerte explodieren
    Die Radioaktivität liegt spätestens seit heute in der Größenordnung Tschernobyls, mit dem Unterschied, dass hier mindestens zwei Reaktoren betroffen sind. Die lokalen Folgen für die Umgebung (30 bis 80 km) um das AKW werden Tschernobyl vergleichbar sein!
  3. Meldungswirrwarr und Dementis zeigen Ausmaß der Katastrophe
    Die vollkommen wirren Meldungen und Widersprüche (s. Tagesschau, 15:00 Uhr) haben nur eine Erklärung: Die Situation läuft vollkommen aus dem Ruder und die Regierung/Betreiber versuchen solange es geht zu verheimlichen, um eine endgültige Panik mit katastrophalen Folgen heraus zu zögern (wobei ich mir keine Wertung erlaube, ob dies nicht sogar der vernünftigere Weg ist …)
  4. Jetzt geht auch JAIF zum Mauern über
    Nachdem bisher die JAIF einen recht zuverlässigen Statusbericht über die Zustände der Anlagen geliefert hatte, ist dies offenbar auch beendet … So gibt es heute (27.3.) in allen drei havarierten Redaktoren lauf JAIF (Japan Atomic Industrial Forum) KEINERLEI Angaben zu den Reaktordruckbehältern!!! Gleichzeitig schreibt die GRS die Tabelle von JAIF fort. „Witzigerweise“ bezieht sich die GRS dabei auf die JAIF! So meldet die GRS bereits am 25.3. (letzter Stand der Veröffentlichungen) einen vermuteten Schaden am Reaktordruckbehälter 3!
  5. Unsinn über „Brennstab-Kühlung“
    Mehrfach kamen in den letzten Tagen Meldungen wie die unten von Focus, vermutlich alle 1 : 1 von japanischen Agenturen übernommen:
    „ …
    aber das sich ablagernde Salz stellt eine Gefahr für die Pumpen und die Brennstäbe (dar)“. Dies unterstellt, eine Kühlung der Brennstäbe bzw. genauer der Brennelemente in den havarierten Reaktordruckbehältern wäre möglich bzw. würde sogar geschehen. Das ist ABSOLUTER UNSINN!!! Wie unter 4 gezeigt, gibt es nicht einmal einen Informationsstand zum Zustand der Reaktordruckbehälter! Die Pumpen, deren Wiederinbetriebnahmen mehr als „kurz bevorstehend“ gefeiert wurde, laufen laut aktuellen Meldungen immer noch nicht. Was bestenfalls läuft ist eine Kühlung der Reaktordruckbehälter von außen. DIESE jetzt auf Süßwasser umzustellen, macht Sinn, um die Pumpen zu schonen, hat aber mit den „Brennelementen“ und DEREN Kühlung nichts zu tun! 

    Mit der Zerstörung durch das Beben und den Tsunami wurde auch die Kühlung der Brennstäbe unterbrochen. Erfahrungsgemäß fängt spätestens nach mehreren Tagen durch die weitergehende Hitzeentwicklung die sog. „Kernschmelze“ an: Dabei platzen zunächst die Zirkonium-Schutzhüllen auf. Die Temperatur steigt bis auf über 2.000 °C an, bei dieser schmilzt dann auch das Uranoxid bzw. Uran. Falls Uran verwendet wurde (Zusammensetzung der Brennstäbe ist eine Mischung aus Uran und Uranoxid), fängt Uran in Kontakt mit Wasser oder Wasserdampf zu brennen an, Wasserstoff entsteht. Auch Stahl oder Zirkonium reagieren bei diesen hohen Temperaturen mit Wasser.

    Fazit: Die Brennstäbe sind seit Tagen im Schmelzvorgang und zerstört, eine Kühlung der Brennstäbe ist schon lange nicht mehr möglich, gekühlt werden kann nur noch der Reaktordruckbehälter von außen.

Verwirrung über erhöhte Strahlenwerte

(Tagesschau) 27.03.2001, abgerufen um 15:00 Uhr: Die Nachrichtenlage am Atomkraftwerk Fukushima I ist weiter unübersichtlich: „Die Betreiber des schwer beschädigten japanischen Atomkraftwerks Fukushima haben ihre eigenen Angaben über millionenfach erhöhte Strahlenwerte zurückgezogen“, meldet die Nachrichtenagentur dapd. Die Messung sei falsch gewesen, wird ein Sprecher der Betreiberfirma Tepco zitiert. „Diese Zahl ist nicht glaubhaft“, habe Sprecher Takashi Kuratia geäußert: „Das tut uns sehr leid.“

Auch die japanischen Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji meldeten Verwirrung bei den Berichten über die Strahlenbelastung am Unglücks-AKW: Im entdeckten Wasser im Reaktorhaus 2 seien zudem möglicherweise andere radioaktive Substanzen als das bisher gemeldete Jod-134 enthalten.

Berichte über millionenfach erhöhte Strahlungswerte

(Tagesschau) 27.03.2001, abgerufen um 15:00 Uhr: Zuvor hatte Tepco gemeldet, im Reaktor 2 des schwerbeschädigten japanischen Atomkraftwerks sei die Radioaktivität drastisch angestiegen. Die Strahlung im Wasser des Turbinenhauses sei auf einen Wert von zehn Millionen Mal über normal gestiegen. Kabinettssekretär Yukio Edano sagte, das extrem radioaktiv verseuchte Wasser stamme „nahezu sicher“ aus einem Reaktorkern. (Anm. der Red.: Später wird einen Erhöhung auf „nur“ das 100.000-fache des üblichen Wertes gemeldet …)

Die in Reaktor 2 mit Reparaturarbeiten beschäftigten Arbeiter hätten in Sicherheit gebracht werden müssen, erklärte Tepco weiter. Sie waren damit beschäftigt, die Flüssigkeit aus den Kellern der Turbinengebäude der Reaktoren 1 und 2 zu entfernen. Das radioaktive Wasser hatte bereits in Reaktor 3 mehrere Arbeiter verstrahlt.

Die Turbinengebäude schließen direkt an die Reaktorblöcke an. In ihnen stehen die großen Stromgeneratoren, deren Rotorblätter von dem am Reaktor aufgeheizten Dampf in Schwung gesetzt werden. Das strahlende Wasser sollte vorerst in den großen Kondensationsbecken gesammelt werden, in denen normalerweise der Dampf abgekühlt wird.

 

Verstrahltes Wasser bis zu einen Meter tief

(Focus) 27.03.2011, abgerufen um 15:00 Uhr: Das Drama um das havarierte japanische Kernkraftwerk bei Fukushima hat einen weiteren Höhepunkt erreicht. Die austretende Strahlung in einem Reaktor wird als potenziell tödlich eingestuft. Die Rettungsarbeiten mussten deshalb abgebrochen werden. (Anmerkung: in anderen Quellen werden Strahlungsdosen im Sv-Bereich angegeben, diese sind praktisch sofort tödlich (s.a. hier)

Rapide gestiegene Radioaktivität im havarierten japanischen Atomkraftwerk bei Fukushima hat am Sonntag die fluchtartige Evakuierung erzwungen. Mit dem Abzug der Techniker wurden auch die Arbeiten unterbrochen, die Kühlung der Anlage wieder in Gang zu bringen.

 

Im Turbinengebäude des Reaktors 1 stehe das radioaktiv verseuchte Wasser 40 Zentimeter hoch und am Reaktorblock 2 betrage die Tiefe einen Meter, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. In Block 3 seien sogar 1,5 Meter gemessen worden. Das Wasser stammt offenbar aus dem Reaktorkern oder den Abklingbecken für abgebrannte Brennelemente.

Sobald das radioaktive Wasser abgepumpt ist, soll die Verkabelung der Reaktorgebäude fortgesetzt werden. Dann soll Strom in alle Kontrollräume geleitet werden. Im Idealfall funktionieren die Messgeräte und am Ende auch das reguläre Kühlsystem wieder.

Im Reaktorblock 2 wurde die Kühlung auf Süßwasser umgestellt. Bisher war mit Meerwasser gekühlt worden, aber das sich ablagernde Salz stellt eine Gefahr für die Pumpen und die Brennstäbe dar.

IAEA-Chef: „Noch weit vom Ende des Unfalls entfernt“

(Tagesschau) 27.03.2001, abgerufen um 15:00 Uhr: Unterdessen zeigte sich der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, besorgt über die Lage in Japan. Der „New York Times“ sagte er, die Situation könne noch für Wochen, vielleicht sogar Monate andauern. Japan sei „noch weit vom Ende des Unfalls“ entfernt.

Es sei immer noch unklar, ob die Reaktorkerne und die abgearbeiteten Brennstäbe mit Wasser bedeckt seien und ausreichend gekühlt werden könnten. Es müsse noch mehr getan werden, um die Krise zu beenden, fügte er hinzu.

In vier Reaktoren steht verstrahltes Wasser

(Spon), 27.03.2011, abgerufen um 15:00 Uhr: Die Radioaktivität in Reaktor 2 erreichte am Sonntag einen Wert, der tödlich sein kann. Die von der Betreibergesellschaft Tepco im Reaktor gemessenen mehr als 1.000 Millisievert pro Stunde können nach Einschätzung der US-Umweltbehörde schwere Blutungen auslösen. Das Kraftwerk wurde am Sonntag umgehend evakuiert. Die Mitarbeiter, die die Messungen vornahmen, seien aus Reaktorblock zwei geflohen, bevor eine zweite Messung abgeschlossen war, hieß es.

Kabinettssekretär Yukio Edano sagte im japanischen Fernsehen, das extrem radioaktiv verseuchte Wasser stamme „nahezu sicher“ aus einem Reaktorkern. Die genaue Ursache sei nicht bekannt. Befürchtet wurde ein Riss oder Bruch in einer der Schutzhüllen um einen Reaktorkern.

 

Furcht vor Verstrahlung nimmt zu

(Spon), 27.03.2011, abgerufen um 15:00 Uhr: Die Furcht vor radioaktiver Verstrahlung unter den Menschen im Umkreis von Fukushima führt inzwischen zu extremen Vorsichtsmaßnahmen: Notunterkünfte nehmen nur Flüchtlinge aus der evakuierten Zone um das AKW auf, die sich einer Strahlenuntersuchung unterzogen haben. Viele internationale Reedereien meiden mit ihren Frachtern den Hafen von Tokio, weil auch das Meer immer stärker radioaktiv verseucht wird.

Regierungssprecher: „radioaktiv verseuchte Wasser aus Reaktorkern“

(FAZ) 27.03.2011, abgerufen um 15:00 Uhr: Regierungssprecher Edano sagte, das extrem stamme „nahezu sicher“ aus einem Reaktorkern.

Die Nachrichten aus Fukushima werden immer alarmierender. Die Radioaktivität in Reaktorblock 2 des japanischen Atomkraftwerks ist zehn Millionen Mal höher als normal. Die Strahlung wurde am Sonntag im verseuchten Wasser gemessen, welches meterhoch im Turbinen-Gebäude des Reaktorblocks steht. Die Radioaktivität in der Luft hat nach Angaben der Betreiberfirma Tepco 1000 Millisievert in der Stunde erreicht. Das Vierfache des von der Regierung erst kürzlich heraufgesetzten Grenzwerts für die Belastung von Atomkraftwerksmitarbeitern – in einem Jahr. Das bedeutet, dass ein Kraftwerksmitarbeiter im Reaktor schon in einer Viertelstunde die zulässige Jahresdosis erreicht hat.

Regierungssprecher Yukio Edano sagte im japanischen Fernsehen, das extrem radioaktiv verseuchte Wasser stamme „nahezu sicher“ aus einem Reaktorkern. Sollte tatsächlich der Kern betroffen sein, könnte die Radioaktivität in der Umgebung von Fukushima deutlich ansteigen. Die wahrscheinlichste Folge wäre eine Kontamination des Grundwassers. Die Messwerte waren zuvor von einem Sprecher der Betreiberfirma Tepco, Takashi Kurita, mitgeteilt worden.

Zuletzt:

Weil immer wieder nachgefragt wird …

Aufgrund aller vorliegenden Meldungen ist derzeit nicht zu befürchten, dass große Radioaktivitätsmengen die Jetstreams erreichen und somit in großem Maße (wie etwa nach Tschernobyl) nach Mitteleuropa gelangen können. DAZU fehlen die hohen Brandtemperaturen, die es im Reaktor in Tschernobyl gab. Geringe Mengen werden mit den „normalen“ Winden in den nächsten Tagen auch Mitteleuropa erreichen und hier zu einer Erhöhung der Messwerte, aber weit unter einer kritischen Grenze, führen. Die Erhöhung dürfte bis auf Weiteres im Bereich der natürlichen Schwankungen (Höhenstrahlung, Mineralien) und der Belastungen von Tschernobyl und den oberirdischen Atomversuchen der 60er liegen. DAS ist also vorläufig kein Grund zu Sorge. Die regionale Betroffenheit in Japan und im Ostasiatischen Raum sieht dagegen VÖLLIG anders aus!

 

Quellen:

www.iwr.de

https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/zusammenfassung_strahlung_an_fukushima_reaktor_2_millionenfach_erhoeht/

https://www.focus.de/panorama/welt/tsunami-in-japan/atom-katastrophe-strahlung-erreicht-toedliche-dosis_aid_612612.html

https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,753407,00.html

https://www.grs.de/sites/default/files/Status_KKW_Fukushima_Daiichi_am%2025-03-2011_0800.pdf bzw.

https://www.jaif.or.jp/english/news_images/pdf/ENGNEWS01_1301226468P.pdf

https://www.tagesschau.de/ausland/fukushima332.html

https://www.faz.net/s/RubB08CD9E6B08746679EDCF370F87A4512/Doc~ED98136EF628A4BC5995DF6D4513BE4B3~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

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Update, 25.03.2011, 10:00 Uhr: Leck im Reaktor 3, Kernschmelze offen!

Vorbemerkung: Es deutet alles darauf hin, dass heute Nacht der Mega-GAU eingetreten ist! Die Verstrahlung der drei Arbeiter im Untergeschoss von Block drei und um das 10.000-fache gestiegene Radioaktivitätswerte im Wasser in Block 3, aber auch in 1 und 2 lassen m.E. keine andere Erklärung zu, als dass der Reaktorkern/-druckbehälter an mindestens einer Stelle durchgeschmolzen ist! Die unten von Kyodo genannte „Beschädigung der Brennstäbe … als Ursache“ ist schlicht Quatsch bzw. wissentlich gelogen, DIESE sind nach allen Erkenntnissen seit etlichen Tagen bereits beschädigt!
Die 2. genannte Erklärung (massive Probleme in einem oder mehreren Abklingbecken ist ebenfalls möglich und kaum besser, m.E. aber eher unwahrscheinlich. Eine „Überhitzung“ würde die Folgen nicht erklären, einen massiven Brand würde man sehen und die Radioaktivität in der Luft hätte in gleichem Maß zugenommen. Dies wird jedoch bisher nicht gemeldet.
Aufgrund der Tatsache, dass Block 3 der mit den MOX-Elementen ist, wird es zusätzlich zu einer zusätzlichen Belastung mit Plutonium in einem Maß geben, dessen Wirkung nicht abschätzbar ist.
(Ausgewertet wurden weitere zusätzlich Quellen wie z.B. SWR3-Rundfunk-Nachrichten und Hamburger Morgenpost)

„Erhebliche Schäden“ in Reaktor 3 festgestellt

(Tagesschau) 25.03.2011: Eine Verstrahlung von Arbeitern mit 10.000-fach erhöhter Radioaktivität im AKW Fukushima deutet nach Einschätzung der japanischen Behörden auf eine erhebliche Schädigung des Reaktorblocks 3 hin. Experten der Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) vermuten entweder eine partielle Kernschmelze mit einer Beschädigung des Reaktorbehälters oder eine Überhitzung des Abklingbeckens für abgebrannte Kernbrennstäbe. Sollte dies zutreffen, müsse mit einem deutlichen Anstieg der Radioaktivität in der Umgebung des AKW gerechnet werden.

(Spon) 25.03.2011: Drei Arbeiter im Unglücks-AKW Fukushima sind in Reaktor 3 schwer verstrahlt worden. Nun wurde auch in den Blöcken 1 und 2 radioaktives Wasser entdeckt, die Arbeiten mussten unterbrochen werden. Der Betreiber Tepco gibt den Männern eine Mitschuld an ihren Verletzungen.
Neuer Rückschlag im Kampf gegen den drohenden Super-GAU: Im Unglücks-AKW Fukushima musste die Arbeit an den Reaktoren 1 und 2 gestoppt werden, weil im Untergeschoss der beiden Gebäude Wasser mit hoher Radioaktivität gefunden wurde, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo am Freitagnachmittag (Ortszeit).
Bereits am Donnerstag war es in Block 3 zu einem Zwischenfall mit stark erhöhter Strahlung gekommen: Drei Arbeiter standen beim Austausch eines Kabels in radioaktiv verseuchtem Wasser und waren dadurch einer extrem hohen Strahlenbelastung ausgesetzt. Nach Angaben des AKW-Betreibers Tepco wies das Wasser mit 3,9 Millionen Becquerel pro Kubikzentimeter eine 10.000-fach erhöhte Radioaktivität auf.
Die hohen Werte deuten nach einer Meldung Kyodos auf die Möglichkeit hin, dass Kernbrennstäbe im Reaktor 3 beschädigt worden sind und hohe Strahlung freisetzen. Ein Tepco-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine Beschädigung eines Reaktordruckbehälters im Block 3 sei „möglich“. In dem Behälter befinden sich Brennstäbe, die neben Uran auch hochradioaktives Plutonium enthalten.[1]

(FOCUS) 25.03.2011, 8.19 Uhr: Auch AKW-Betreiber Tepco spricht nun von einer möglichen Beschädigung des Reaktordruckbehälters in Block 3. „Es ist möglich, dass der Behälter in dem Reaktor, der die Brennstäbe enthält, beschädigt ist“, sagt ein Sprecher. Im Reaktor 3 von Fukushima enthalten die Brennstäbe neben Uran auch Plutonium, ein hochradioaktives, extrem giftiges Schwermetall.

(FOCUS) 25.03.2011, 07.32 Uhr: Stark radioaktiv belastetes Wasser hat nun auch die Arbeiten an den Reaktoren 1 und 2 im Atomkraftwerk Fukushima 1 gestoppt. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden, nachdem dort Wasser mit hoher Radioaktivität gefunden worden war, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.

(FOCUS) 25.03.2011, 07.09 Uhr: Der Kern eines Reaktors des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima Daiichi könnte laut der Vermutung eines Mitarbeiters der Atomsicherheitsbehörde beschädigt sein. Dabei handele es sich um Block 3. Sollte dies zutreffen, könnte die Radioaktivität in der Umgebung des Kraftwerks deutlich ansteigen.[2]


[1] https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,753058,00.html

[2] https://www.focus.de/panorama/welt/tsunami-in-japan/tid-21642/-live-ticker-japan-akw-betreiber-gibt-arbeitern-mitschuld_aid_607447.html

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Update 24.03.2011, 24:00 Uhr

Verstrahlte Arbeiter

Nach Stunden in kontaminiertem Wasser sind drei Arbeiter im Reaktor 3 der havarierten Atomkraftwerke in Fukushima Daiichi verstrahlt worden. Mehrfach wurde der Verdacht laut, dass die „Helden von Fukushima“ nicht ganz freiwillig dort Dienst tun.
Nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde Nisa haben die drei Arbeiter eine Ortsdosis zwischen 170 und 186 Millisievert aufgenommen. Der Grenzwert für Arbeiten zur Abwendung einer atomaren Katastrophe liegt in Japan – wie auch in Deutschland – bei 250 Millisievert. Die Weltgesundheitsorganisation hält sogar 500 Millisievert in einer Krisensituation noch für vertretbar.
Die drei Arbeiter sollten von einem bereits verlegten Starkstromkabel am Block 3 weitere Kabel in das zerstörte Reaktorgebäude verlegen. Sie standen nach Informationen der Internationalen Atomenergieorganisation rund drei Stunden lang in kontaminiertem Wasser.
Vermutlich stammt das Wasser aus dem Brennelementebecken, in dem wie im Reaktorkern MOX-Brennelemente lagern, die einen höheren Plutoniumanteil haben als abgebrannte Uran-Brennelemente. [1] (Tagesspiegel)

24.03.2011, 17.45 Uhr: 17 Arbeiter haben laut Kyodo eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert erlitten. Rund zwei Millisievert beträgt der Wert, den ein Mensch in Deutschland jährlich an natürlicher Hintergrundstrahlung abbekommt. (dpa, zitiert nach GP)
Zuvor waren mehrfach Fälle von Verstrahlungen von „zwei oder drei Arbeitern“ gemeldet worden …

Trinkwasserprobleme

24.03.2011, 17.45 Uhr: Wie Kyodo meldete ist zwar in Tokio die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod wieder gesunken, dennoch wird in den Geschäften das Wasser knapp. Auch wurde eine erhöhte radioaktive Belastung in anderen Wasseraufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio festgestellt. Dort sollen Babys das Wasser nicht trinken. (dpa, zitiert nach GP)

Weitere Evakuierung?

24.03.2011, 17:21 Uhr: Außerhalb der Evakuierungszone rund um das havarierte japanische Atomkraftwerk Fukushima I wächst die Angst vor radioaktiver Strahlung. Regierungssprecher Yukio Edano empfiehlt den Bewohnern in Windrichtung des Atomkraftwerks auch außerhalb eines Radius von 30 Kilometern, sich nicht im Freien aufzuhalten und die Fenster von Gebäuden geschlossen zu halten.
23 Abgeordnete aus dem Ober- und Unterhaus des Parlaments unterschrieben eine Petition, in der sie fordern, auch außerhalb des bisherigen Radius rund um das Kraftwerk die Evakuierung „drastisch voranzutreiben“. (FTD)

24.03.2011, 13:46 Uhr: Auch außerhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima könnte nach Schätzungen der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung auftreten. An manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt seien, könnte die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert pro Stunde liegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Er bezog sich auf eine Computerprognose. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr. (FTD)

Atom-Aus für die VAE?

24.03.2011, 15.59 Uhr: Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen ihre Pläne für das erste Atomkraftwerk im Land nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima überprüfen. Das sagte der Generaldirektor der staatlichen Atomaufsichtsbehörde, William Travers. Das Land plant sein erstes Kernkraftwerks im Jahr 2017 in Betrieb zu nehmen. Nun sollen Erkenntnisse aus dem Unglück in Japan berücksichtigt werden. Außerdem werde intensiv über Sicherheitsstandards gesprochen. „Damit wird die Sicherheit in der friedlichen Nutzung der Atomenergie in den Emiraten erhöht“, sagte Travers. (Spon)

Jetzt auch Probleme an Block 5

24.03.2011, 13.58 Uhr: Heute gab es zum ersten Mal auch am bisher unversehrten Reaktor 5 Probleme. Auch dort ist nun das Pumpsystem des Reaktors nach Angaben der NISA defekt. Die Kühlung sei ausgefallen. Die Situation sei momentan stabil, es müsse aber mit steigenden Temperaturen sowohl im Reaktor als auch im Abklingbecken gerechnet werden.[2] (Blick)

Radioaktive Verseuchung des Meeres steigt

24.03.2011, 19:10 Uhr: Japanische Wissenschaftler haben 30 Kilometer vor der Küste Japans eine „nachweisbar“ erhöhte Konzentration von radioaktivem Jod und Cäsium 137 gemessen. Das bestätigte ein IAEA-Experte. „Die Jodkonzentration hat das von den japanischen Behörden vorgegebene Limit erreicht. Der Cäsiumwert liegt darunter,“ teilt die Atomaufsichtsbehörde mit. (FTD)

24.03.2011, 14.55 Uhr: Wie der Stromkonzern Tepco mitteilt steigt die Strahlenbelastung im Meer weiter an. An den Abflussrohren der Reaktorblöcke 1 bis 4 seien die Werte von radioaktivem Jod-131 etwa um das 150-fach erhöht, was jedoch keine Gefahr für den Menschen bedeute. (FOKUS online/dpa, zitiert nach GP)

Tepco pleite?

23. März 2011: Tepco hat sieben japanische Großbanken aufgefordert, ihm etwa 2 Billionen Yen (17,4 Milliarden Euro) an Krediten zur Verfügung zu stellen. Mit dem Geld will Tepco unter anderem die Aufräumarbeiten beim schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima bezahlen. Zudem braucht das Unternehmen auch Geld für die Reparatur weiterer beschädigter Kraftwerke. Außerdem könnten Schadensersatzforderungen auf das Unternehmen zukommen.
Ende Dezember verfügte das Energieunternehmen über Barreserven in Höhe von 670 Milliarden Yen. Da die Gefahr noch nicht gebannt ist, dass sich die atomare Krise in Fukushima verschärft, der Börsenwert des Unternehmens dramatisch eingebrochen ist und Schlampereien bei der Sicherheit sowie falsche oder verspätete Informationen das Vertrauen in Tepco zerstört haben, befürchtet das Unternehmen die Kosten anders nicht aufbringen zu können.
Die Finanzinstitute, die große Aktienpakete an Tepco halten, haben durch den Kurssturz an der Börse bereits Milliardenverluste erlitten. Als Rettungsanker stünde notfalls die öffentliche Hand bereit.
Der Tepco-Kurs unterlag extremen Schwankungen. Am 10. März, dem Tag vor dem Erdbeben, das das Atomkraftwerk Fukushima zerstörte, stand Tepco bei 2153 Yen. Den niedrigsten Stand gab es am 17. März, auf dem Höhepunkt der Ängste vor einer atomaren Katastrophe, mit 715 Yen.
Tepco ist das größte Energieunternehmen Japans und das viertgrößte der Welt. Das private Energieunternehmen betreibt insgesamt 17 atomare Reaktorblöcke und produziert damit in etwa den jährlichen Strombedarf eines Landes wie Italien.
Tepco hatte bereits vor der Katastrophe in Fukushima den Ruf, Pannen in seinen Atomanlagen zu vertuschen. 2002 gab es Sonderprüfungen bei allen 17 Tepco-Reaktoren, weil das Unternehmen Reaktordaten und Schadensberichte gefälscht hatte. Der Vorstandsvorsitzende und die verantwortlichen Manager mussten damals gehen. Doch auch in Fukushima hat Tepco bei den Kontrollen unmittelbar vor der Katastrophe geschlampt und Informationen nicht weitergegeben, wie in dieser Woche bekannt wurde.[3] (Quelle: FAZ.NET)

 


[1] https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/drei-arbeiter-in-fukushima-verstrahlt/3987204.html

[2] https://www.blick.ch/news/ausland/japan/japan-liveticker-168383

[3] https://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E8A36604547834F3581BB21E028C7B438~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Darstellung der Schäden in Fukushima I

Stand 24.3.2011, 22:00 Uhr, finden Sie hier. Die 2. Zeichnung zeigt die das vereinfachte Prinzip eines Siedewassserreaktors.

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Update 23.03.2011, 23:00

Update 23.03.2011, 23:00
Plutonium tritt vermutlich aus!

(Tagesthemen 23:00 Uhr) Der Brand am Reaktor 3 setzt offenbar auch Plutonium frei. Die Trinkwasserbelastung mit Iod und Cäsium in Tokio hat deutlich zugenommen. Angeblich sei das Wasser „nur“ für Säuglinge gefährlich.

 

Die Lage in Fukushima I

zeigt sich am Mittwoch, 23.3.2011, 21:00 Uhr wie folgt[1]:

Die Tabelle finden Sie hier

Tabelle wird bei Änderungen fortgeschrieben, die Informationen findet man
unter https://www.jaif.or.jp/english/.

Bewertung: Langsam wird zugegeben, wie schlimm es wirklich ist … Alle drei Reaktordruckbehälter (= Containments) sind beschädigt, es gibt keinerlei Information über sie bzgl. Wasserstand (vermutlich Null) und Druck (vermutlich hoch, immer noch steigend). Kernschmelzen laufen vermutlich in allen drei Reaktoren. Gelingt es nicht, die Reaktoren unter Kontrolle zu bekommen (m.E. besteht dazu keine Chance), so tritt in absehbarer Zeit (in den nächsten Tagen) eine Schmelze oder eine Explosion der Stahl-Druckbehälter ein. In beiden Fällen wird dann eine wesentlich größere Menge Radioaktivität freigesetzt werden, wobei eine Explosion verhängnisvoller wäre.


Vermutlich alle vier Abklingbecken sind beschädigt, in dem Block 4 hat es eine Wasserstoffexplosion gegeben. Dies legt nahe, dass auch hier eine zumindest teilweise Kernschmelze eingetreten ist. Die Kühlungen erfolgen nur durch Besprühen von außen.

Hohe Radioaktivität am AKW

Die selbe Quelle (https://www.jaif.or.jp/english/.) meldet Radioaktivitäts-Messwerte. Messwerte von 2 Millisievert pro Stunde am Atomkraftwerk sind mit Sicherheit nicht übertrieben.

Es handelt sich um Auskünfte des „Japan Atomic Industrial Forums“. Viele Zeitungen beziehen sich darauf, genauso wie das BMU. Spon meldete am 15.3. morgens 400 mSv/h in Fukushima I  (Zeitpunkt der Explosion und des Brandes an Block 4) und am 23. März 2011, 500 mSv Fukushima-Daiichi, an Reaktor 2 Kyodo News (zitiert nach: DER SPIEGEL)[3]

Das Japanische Gesundheitsministerium setzte die zulässige Gesamt-Äquivalentdosis für die im Kernkraftwerk tätigen Arbeiter von 100 auf 250 mSv/a herauf.[4] Bei zehn 12-Stunden-Schichten vor Ort treten erste Krankheitssymptome auf. Bei dieser Menge treten Veränderungen im Blutbild, eine Erkrankung an Leukämie droht.

Aus aktuellem Anlass soll nochmals auf den 16.03.2011 21:09 Uhr hingewiesen werden:

US-Regierung rät US-Bürgern im Umkreis von 80 KM um AKW Fukushima zur Evakuierung

Die US-Regierung rät US-Staatsbürgern, die sich im Umkreis von 80 Kilometern um das japanische Unglücks-Atomkraftwerk Fukushima befinden, das Gebiet zu verlassen. Zumindest sollten die Menschen in ihren Häusern bleiben. Die japanische Regierung hat dagegen zum Schutz vor radioaktiver Strahlung bisher nur Gebiete im Umkreis von 20 Kilometern evakuiert.[5]

Bewertung: Die Meldungen der letzten Tage zeigen, dass eine Evakuierung in dieser Zone sinnvoll wäre. Der einzige Grund, weshalb sie nicht durchgeführt liegt vermutlich in den wirtschaftlich verheerenden Folgen, es wäre ca. 1,9 Mio. Menschen – vermutlich dauerhaft oder zumindest für längere Zeit – zu evakuieren.

 

Zum Vergleich:

Die Anzahl der zu evakuierenden Personen bei einer schweren Störung im Kernkraftwerk Cattenom/Frankreich wie folgt:

Radius von 20 km:           9.386 Menschen in Deutschland,

Radius von 30 km:         58.881 Menschen in Deutschland,

Radius von 40 km:       173.182 Menschen in Deutschland,

Radius von 80 km:    1.363.169 Menschen in Deutschland.

(Dank an Stephanie Nabinger, LAG Ökologie Rheinland-Pfalz)


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AKW Isar-1 – Kühlwasserpegel sank – Reaktorschnellabschaltung

IPPNW-Presseinformation vom 23. März 2011

Reaktorschnellabschaltung im Atomkraftwerk Isar-1
Kühlwasserpegel in Reaktordruckbehälter sank

Dass die deutsche Atomindustrie ihre Anlagen noch nicht einmal beim Abschalten im Griff hat, demonstrierte E.On beim Herunterfahren des bayerischen Atomkraftwerks Isar-1. Am vergangenen Donnerstag (17. März) kam es offenbar gegen 16 Uhr beim Abschalten des Atommeilers zu einem Absinken des Kühlwasserpegels im Reaktordruckbehälter. Das löste ein Reaktorschutzsignal aus, infolge dessen kam es zu einer Reaktorschnellabschaltung.
„Obwohl das Vorkommnis schon mehrere Tage zurückliegt, beschränkt sich E.On auf eine dürre Pressemitteilung. Die Ursache für den Füllstandsabfall im Kern wird bislang verschwiegen“, kritisiert Henrik Paulitz von der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW. „Dabei hat die Öffentlichkeit einen Anspruch darauf, umgehend zu erfahren, warum Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland noch nicht einmal dazu in der Lage sind, ein Atomkraftwerk stillzulegen, ohne den Reaktorschutz auszulösen und ein Sicherheitssystem in Anspruch zu nehmen.“
Unabhängig davon, dass die Anlage auslegungsgemäß reagiert haben soll, ist dieses Vorkommnis für die IPPNW ein weiterer Beleg dafür, dass man diese Risikotechnologie nicht vollständig in den Griff bekommt. Isar-1 muss allein deswegen dauerhaft stillgelegt werden, weil sich das Brennelement-Lagerbecken außerhalb des Sicherheitsbehälters befindet.

Hintergrund:

Isar-1 gehört neben den Anlagen Philippsburg-1, Brunsbüttel und Krümmel zu den Siedewasserreaktoren der Baulinie 69. Die Kernnotkühlung im Hochdruckbereich besteht bei diesen Anlagen aus nur zwei einsträngigen Systemen. Bei Kühlmittelverluststörfällen (Leck-Störfällen) kann aufgrund der unterschiedlichen Förderleistung beider Systeme offenbar nur das eine der beiden Systeme den Reaktorkern ausreichend kühlen.
Der Reaktordruckbehälter dieser Atommeiler ist eine gefährliche Fehlkonstruktion. In Österreich wurde bei einem baugleichen Atomkraftwerk moniert, dass noch nicht einmal den Vorschriften der „Dampfkesselverordnung“ entsprochen wurde.(Anm.: Gemeint ist vermutlich das AKW Zwentendirf, das nach einer Volksabstimmung allerdings nie ans Netz gegangen ist.)

Ein „Schwachstellenbericht“ vom Oktober 2010 im Auftrag dreier österreichischer Landesregierungen vom Oktober 2010 bestätigt, dass an der kritischen Bodenschweißnaht des Reaktordruckbehälters Spannungen auftreten können, die mit 326 Newton/mm2 den genehmigten und zulässigen Wert von 177 N/mm2 weit überschreiten. Schon im Normalbetrieb können gefährliche Ermüdungsrisse entstehen, ohne dass dies durch Prüfungen vorhersehbar wäre.
Käme es in Isar-1, Philippsburg-1, Brunsbüttel oder Krümmel auf diese Weise zu einem Leck direkt am Reaktordruckbehälter, dann stünde die Kühlfähigkeit des Reaktorkerns grundsätzlich in Frage.
Eine Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) von 2006 kam zum Ergebnis, dass die Kernschmelzfestigkeit von Isar-1, Philippsburg-1 und Brunsbüttel katastrophal schlecht ist. In mehr als 50 Prozent der Kernschmelz-Fälle ist mit einer sehr großen und frühzeitigen Freisetzung von Radioaktivität zu rechnen, weil es bei einem Versagen des Reaktordruckbehälters auch zum Versagen des Stahl-Containments im Bereich der Steuerstabantriebe kommt. Die Folgen eines schweren Atomunfalls in Deutschland wären wegen der größeren Bevölkerungsdichte weitaus schlimmer als nach Tschernobyl.
Kontakt: Henrik Paulitz (Atomexperte), Tel. 0032-485-866 129

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Hintergründe

Weltweite Anti-Atomentwicklungen

In Deutschland ist die Atomdiskussion in Hinblick auf die Entwicklungen in Japan aktuell wie nie. Auch andere Länder ziehen ihre Schlüsse aus dem verheerenden Unglück in Asien. Hier ein Überblick:

China: Überraschend legte Peking die Genehmigungsverfahren für alle Atomprojekte auf Eis. 27 Reaktoren befinden sich derzeit im Bau, 50 weitere waren in Planung. Diese Kehrtwende ist umso erstaunlicher, da die chinesische Regierung im gerade verabschiedeten 5-Jahresplan den Neubau von Atomkraftwerken mit großem Propagandaaufwand verkündete.

EU: Die EU-Kommission will alle Atomkraftwerke in Europa einem Stresstest unterziehen und die Sicherheitsstandards neu überprüfen. Es soll unter anderem geprüft werden, ob die AKWs für Terrorangriffe und Stromausfälle gewappnet seien. In der EU gibt es insgesamt 143 Atomkraftwerke. Viele davon dürften einem ernst gemeinsten Stresstest nicht standhalten.

Frankreich: Das erste Mal in der Geschichte des Landes, gibt es große Demonstrationen gegen die nukleare Gefahr. Der größte Atomstromproduzent Europas hält bisher noch an der Pro-Atom-Linie fest, die Regierung in Paris will aber die Sicherheit aller AKWs überprüfen. Das geplante Vorzeigekraftwerk EPR in Flamanville verschlingt bereits jetzt schon zwei Milliarden Euro mehr als vorgesehen und wird voraussichtlich fünf Milliarden Euro kosten. Allerdings hält Präsident Sarkozy, der ja sogar Gadaffi Atomkraftwerke verkaufen wollte, an der Atomkraft fest.

Belgien: Auch Belgien zieht seine Konsequenzen aus Japan und wird die geplante Laufzeitverlängerung vermutlich revidieren. Knapp hinter der deutsch-belgischen Grenze steht in einer der erdbebenreichsten Regionen eines der ältesten AKWs in Europa: Tihange 1. Das ist nach Angaben von Experten bis zu einer Stärke von maximal 5,9 ausgelegt. Seismographen gehen davon aus, dass 6,5 bis 7,0 auf der Richterskala in der Region durchaus möglich sein.

Russland: Die Verunsicherung der Bevölkerung in Russland ist groß. Nachdem Putin zunächst die Atomkraft nicht in Frage stellen wollte, fordert er nun ein einmonatiges Moratorium zur Überprüfung der Sicherheitslage der Russischen AKWs.

USA: Trotz einer weiterhin großen Unterstützung der Atomkraft in den USA kommt der geplante starke Ausbau der Kernenergie kaum voran. Ähnlich wie in Frankreich werden die Stimmen der AKW-Gegner in den USA lauter.

Schweiz: Die Regierung in Bern hat in Hinblick auf die japanische Katastrophe sämtliche Pläne für den Bau von neuen AKWs auf Eis gelegt.

Südamerika: Auch Südamerika zeigt sich beunruhigt. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff wird den geplanten Bau von Atomkraftwerken überprüfen und zeigt sich zutiefst beruhigt. Die Regierungen von Chile und Argentinien werden ebenfalls ihre Kraftwerkspläne überdenken. Venezuela legte ein in Kooperation mit Russland geplantes Projekt sofort auf Eis.

Insgesamt zeigt sich, dass die Auswirkungen nicht nur in Deutschland zu spüren sind. Bisher wurde im Ausland die „German Angst“ vor der Atomkraft oftmals belächelt, diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein. Nun ist die Frage, ob die neuen Denkrichtungen nur temporär als politisches Mittel eingesetzt werden, um die Bevölkerungen zu beruhigen, oder ob die internationalen Regierungen reale Konsequenzen aus der Katastrophe in Japan ziehen werden.

Quelle: Berlin, den 17.03.2011, Hans-Josef Fell MdB, Sprecher für Energie der Bundestagsfraktion, Bündnis 90/ Die Grünen

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Hintergründe Störfälle

Korrektur zu Update 18.3.2011 MIT Hintergründen

Die vorliegenden Meldungen von immerhin TAZ, NTV, SpON müssen vermutlich korrigiert werden und damit auch die Schlussfolgerung:

TEPCO verurteilt Arbeiter zum Tod!

Ich hatte das damals bereits mit Skepsis gesehen und formuliert (s. die vorgeschaltete Zeile). Gemeint war vermutlich 100 mSv/a als Grenzwert, nicht 100 mSv/h. Allerdings dürfte die Werte dann wiederum unrealistisch und kaum einzuhalten sein … Meine Wertung bzgl. der Todesfolge war ausdrücklich auf den gemeldeten Wert (100 mSv/h!)  bezogen. (Anm. – Stand 23.3.2011: Mittlerweile ist der Grenzwert auf 250 mSv/a erhöht worden, s.a. hier)

Ursprüngliche Meldung

„Tepco erhöht Grenzwerte“

(TAZ, NTV, SpON) Der AKW-Betreiber Tepco erhöht den Grenzwert der Strahlenbelastung für die Arbeiter auf 100 Millisievert pro Stunde.

(Anm.: Wenn diese Meldung stimmt, ist der Skandal perfekt: Falls die Arbeiter in 12 Stunden-Schichten im Einsatz sind, haben sie nach 3 Tagen eine Strahlung von 3,6 Sievert aufgenommen und erkranken an der Strahlenkrankheit! Etwa 50 % von ihnen wird dann in den nächsten Tagen sterben. Beruflich exponierte Personen dürfen in Deutschland in Einzelfällen mit bis zu 50 Millisievert pro Jahr belastet werden.)

Einige Grenzwerte im Vergleich:

allgemeine Bevölkerung:
Europa:  1mSv/Jahr

beruflich strahlenexponierte Personen:
Europa:  20mSv/Jahr
USA:     50mSv/Jahr

Bei Maßnahmen zur Abwehr von Gefahren für Personen (§59 StrlSchV)
Deutschland:  einmal im Jahr  > 100mSv
Deutschland:  einmal im Leben > 250mSv
Japan:        150-250mSv (je nach Quelle)

Insofern bewegt sich Japan mit diesem Grenzwert innerhalb des üblichen Rahmens.  Wenn die Grenzwerte eingehalten werden, ist nicht davon auszugehen, dass japanische Arbeiter in den nächsten Tagen sterben werden.  Aus einer Einzeldosis von 200mSv ergibt sich allerdings ein Risiko von etwa 2% für eine tödliche Krebserkrankung in der Zukunft.

Anbei noch die Quellen zu den Grenzwerten für die Arbeiter:

SF (Schweizer Fernsehen):
„03:10 – Höhere Strahlengrenzwerte für Arbeiter
Ein grosses Problem ist der Schutz der Arbeiter an den havarierten Reaktoren vor der radioaktiven Strahlung. Tepco erhöhte die Obergrenze auf 150 Millisievert für bestimmte Noteinsätze. Die neue Vorgabe gelte «für einige Arbeiter im Ausseneinsatz, weil die aktuellen Probleme beispiellos sind und sofortige Massnahmen erfordern», zitierte NHK die Begründung des Energieversorgers Tepco. 150 Millisievert sind so viel, wie in Deutschland verteilt über die Spanne von 150 Jahren als gerade noch verträglich gelten würde.
NHK zufolge kündigte Tepco an, keinen Arbeiter erneut in den Einsatz zu schicken, falls er zuvor mehr als 100 Millisievert ausgesetzt worden war. Die 50 Arbeiter, die bisher in dem AKW verblieben waren, hatten Verstärkung bekommen: Am Freitag waren dort etwa 120 Männer eingesetzt.“
Quelle: https://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/03/19/International/Katastrophe-in-Japan/Japan-intensiviert-Kampf-gegen-drohenden-GAU

N-TV:
„+++ 17.21 Sechs Helfer bekommen hohe Strahlendosis ab +++
Bei den Rettungsarbeiten am Atomkraftwerk Fukushima bekommen sechs Arbeiter zu viel radioaktive Strahlung ab. Bei den Männern wurden mehr als 250 Millisievert gemessen, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Erst vor wenigen Stunden war der Grenzwert auf 150 Millisievert erhöht worden.“
Quelle: https://www.n-tv.de/Spezial/Japan-weitet-Evakuierungsradius-aus-article2810866.html

Hamburger Abendblatt
„14.42 Uhr: Die japanische Regierung hat die maximal zulässige Strahlenbelastung für Mitarbeiter in Atomanlagen mehr als verdoppelt. Das Ministerium für Arbeitsgesundheit begründete dies mit der Notwendigkeit, eine Verschlimmerung der Lage im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi zu verhindern. Die Erhöhung des Grenzwerts von 100 auf 250 Millisievert sei „unter den Umständen unvermeidbar“. Dennoch mussten wegen der hohen Strahlung in den nicht mehr ausreichend gekühlten Reaktoren in Fukushima-Daiichi die Arbeitskräfte zeitweise zurückgezogen werden.“
https://www.abendblatt.de/vermischtes/article1819934/AKW-Fukushima-Maximale-Grenzwerte-fuer-Mitarbeiter-erhoeht.html

Besten Dank an Thiemo Nagel, BAG Energie für die Rückmeldung

 

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Hintergründe Störfälle

Update 21.03.2011, 16:00 Uhr

Nachtrag zur „Radioaktivität“:

Die Trinkwasserbelastungen rühren offenbar daher, dass z.B. Tokio sein Trinkwasser aus Talsperren gewinnt, nicht au dem Grundwasser. Daher verkürzt sich die Zeit der Eintragung von radioaktiven Teilchen deutlich. Auch die Belastung von Spinat etc. scheint aktuell durch zunächst Regen oder Bewässerung verursacht zu sein.

 

Aktueller Stand:

zumindest je eine teilweise Kernschmelze in den Reaktoren 1 bis 3 und vermutete teilweise Kernschmelzen in den Abklingbecken der Reaktoren 1 bis 4. Drohende Explosion der Reaktorcontainments 1 bis 3 mit aktuell der größten Wahrscheinlichkeit in Reaktor 3 wegen der anderen physikalischen Bedingungen durch die MOX-Brennstäbe.

 

Sprache und Wahrheit: (Quelle: SZ vom 21.3.2011)

Im Artikel „Wechselnde Winde bedrohen Städte in Japan“ wird die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitiert: „Die Temperatur in allen Abklingbecken erreichte … am Sonntag Werte von unter 100 °C, womit eine Kernschmelze ausgeschlossen wäre.“ Lässt man die euphorische und falsche Schlussfolgerung mal außer Acht, so wird damit bestätigt, dass IN ALLEN SECHS Abklingbecken zuvor Temperaturen von ÜBER 100 °C geherrscht haben. Da m.W. die Becken  nicht unter Druck stehen, muss das Wasser somit verdampft sein! ALLE BECKEN waren also trocken, ungekühlt und somit dürfte in allen Becken zumindest eine anfängliche Schmelze mit den entsprechenden Folgen eingetreten sein (s. auch unten: Hintergrund, Kurzbeschreibung möglicher Abläufe).

 

Erklärung der neuerlichen Rauchentwicklung:

„In pulverisierter Form ist Uran pyrophor, d.h. es entzündet sich an Luft von selbst. Oberhalb von 700°C verbrennt das Metall zu verschiedenen Uranoxiden. In heißem Wasser und in verdünnter Salz- oder Salpetersäure löst es sich unter Wasserstoffentwicklung auf.“[1] In Kernbrennstäben wird sowohl Uran als auch Uranoxid verwendet[2], wobei letzteres wesentlich ungefährlicher ist. Eine zu klärende Frage ist, welches Verhältnis Uran zu Uranxoid in den Reaktoren in Fukushima eingesetzt wurde. Der MOX-Reaktor 3 hat vermutlich nochmals andere Zusammensetzungen bei seinen Brennstäben.

Wenn also die Hüllen der Brennstäbe beschädigt sind und die Metalle mit der Luft, Luftfeuchtigkeit oder Wasser in Kontakt kommt, fangen sie an zu brennen und erzeugen Wasserstoff. Dies scheint in den Abklingbecken mehrfach wieder passiert zu sein. In den Reaktoren laufen vermutlich die selben Prozesse. Die entscheidende Frage ist hier, wie dicht diese noch sind. Wobei eine intakte Dichtigkeit eher das größere Problem darstellt, da es dann in absehbarer Zeit (Stunden bis wenige Tage) entweder zu einer Wasserstoff-/Knallgas-Explosion oder einer Druckexplosion kommt, beides mit dem Ergebnis, dass die Reaktorcontainments zerstört werden. Da die Knallgasexplosion mehr Energie produziert, wäre sie die gefährlichere. Wenn die Japaner rational handeln, haben sie den Druck (und den Wasserstoff) dadurch entfernt, dass sie die Containments angebohrt haben – wie zuvor offenbar die Reaktorgehäuse.

Aber auch in diesem Fall ist wenig gewonnen, im Gegenteil, eine vollständige Kernschmelze in den Reaktorcontainments wäre damit nicht mehr zu verhindern. Folge wäre die völlige Zerstörung des Stahlgefäßes (Schmelzpunkt ca. 1.500 °C)

Eine nicht zu unterschätzende Gefahr besteht, falls in einem der Containments eine weitgehende Schmelze stattgefunden hat (und die sog. „Atomsuppe“ mit ca. 2.000 °C entstanden ist): Wird hierauf wieder Wasser gegeben, kommt es explosionsartig gleich zu zwei Reaktion: das Wasser verdampft sofort, der Wasserdampf reagiert in dem Containment, wenn dieses nicht schon zerstört ist, mit der Metallschmelze unter Wasserstoff-Freisetzung ebenfalls explosionsartig.

 

Süddeutsche am 21.03.2011 (= SZ): Interessanterweise ist heute die SZ-Printausgabe an einigen Stellen hilfreicher als das Internet … daher einige Zitate von dort:

 

Aus für Fukushima I

Unter „Fortschritt in Fukushima“ meldet die SZ, dass „die japanische Regierung angedeutet hat, dass die Anlage Fukushima I nie wieder Strom produzieren wird.“

 

Wind bedroht Festland

(„Angst vor verstrahlter Milch“) Nachdem der Wind seit Mitte vergangener Woche fast ständig Richtung Meer blies, wehte er am Sonntag auflandig. Für Montag und Dienstag wird mit wechselnden Winden gerechnet. Diese könnten weitere radioaktive Wolken über die Hauptinsel Honshu treiben.

Im gleichen Artikel wird gemeldet, dass sechs Arbeiter „nach Angaben des Betreibers Tepco mehr als 250 mSv abbekommen (haben)“. Dies widerspricht eklatant der gemeldeten Hochsetzung der Grenzwerte für Arbeiter in dem Bereich auf 100 mSv/h. Letzterer Wert erscheint allerdings realistischer.

 

Die aktuellen Tickermeldungen:

US-Behörde: Stahlbetonhüllen bei drei Fukushima-Reaktoren intakt

(ARD) 21.03.2011, 15:41 Uhr: Die Stahlbetonhüllen der Reaktoren 1, 2 und 3 in Fukushima sind nach Aussage der US-Atomsicherheitsbehörde NRC intakt. Der verantwortliche NRC-Direktor Bill Borchardt erklärte, zwar gebe es in den drei Anlagen Schäden an den Reaktorkernen, die sogenannten Containments seien aber nicht gebrochen. Die Situation stehe offenbar kurz vor der Stabilisierung. Die NRC steht in Tokio in engem Austausch mit der japanischen Regierung und Vertretern der Industrie.

Kommentar: Selbst wenn diese Meldung stimmt, ist damit wenig gewonnen, da die Kernschmelze in allen drei Containments läuft aufgrund des Ausfalls der Kühlung (s.o.).

 

Arbeiter müssen Schutzräume des AKW Fukushima aufsuchen

(Focus) 21.03.2011, 13.55 Uhr:Aus dem Reaktor 3 des AKW Fukushima steigt gräulicher Rauch aus. Die Arbeiter wurden abgezogen und mussten Schutzräume aufsuchen.

Beim weißen Qualm über Block 2 handelt es sich wahrscheinlich um Dampf und nicht um Rauch. Das meldet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Der Dampf komme vermutlich auch nicht aus dem Abklingbecken. Die genaue Ursache war weiter unklar. Zuvor war über Block 3 grauer Rauch aufgestiegen, der mittlerweile aber wieder verschwunden ist.

 

(Focus) 21.03.2011, 11.37 Uhr: Kaum hat sich die Rauchwolke aus Block 3 verzogen, steigt nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo nun über dem havarierten Reaktor Nummer 2 Rauch auf. Dieser ist seit Sonntag wieder an das Stromnetz angeschlossen. Ob die Wasserpumpen funktionieren, ist aber unklar.

(Focus) 21.03.2011, 11.08 Uhr: Die Strahlungsbelastung im direkten Umkreis von Reaktorblock 3 ist nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde nicht gestiegen. Zur Ursache des gräulichen Rauchs, der seit etwa drei Stunden aus Block 3 aufsteigt, machte die Behörde auf einer Pressekonferenz keine Angaben. Bisher sei es auch noch nicht gelungen, die Stromversorgung in Block 3 wiederherzustellen.

 

(Focus) 21.03.2011, 5.58 Uhr: Die Entsorgung der Reaktoren des havarierten AKW Fukushima 1 könnte nach Einschätzung eines Experten bis zu zehn Jahre dauern. Das berichtet die Zeitung „Asahi Shimbun“ in ihrem Facebook-Profil. Sie beruft sich auf einen Informanten des AKW-Betreibers Tepco. Wegen radioaktiver Strahlung sei es sehr wahrscheinlich, dass die beschädigten Brennelemente in den Reaktordruckbehältern der Blöcke 1, 2 und 3 nicht abmontiert werden könnten, sagte jener der Zeitung. Die Blöcke 5 und 6 hätten dagegen keinen großen Schaden davongetragen. Theoretisch könnten sie wieder in Betrieb genommen werden. „Mit Blick auf die Gefühle der Anwohner wäre es allerdings schwierig, den Betrieb wieder aufzunehmen. Die Entsorgung aller sechs Reaktoren ist daher unvermeidlich“, wird der Mitarbeiter zitiert.

 

Die Kombination dieser beiden „Tagesschau-Ticker“-Meldungen spricht für sich …

Lebensmittel außerhalb der Sicherheitszone sicher

(ARD) 21.03.2011, 12:54 Uhr: Lebensmittel, die außerhalb der Sicherheitszone um das Atomkraftwerk Fukushima 1 produziert werden, sind sicher, sagte ein Regierungssprecher.

 

WHO „stark besorgt“ über Belastung von Lebensmitteln

(ARD) 21.03.2011, 11:05 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich „stark besorgt“ über die Belastung von Lebensmitteln durch austretende Radioaktivität geäußert. Wie ernst die Lage sei, müsse weiter untersucht werden, erklärte ein Sprecher in Genf.

 

Hintergrund, Kurzbeschreibung möglicher Abläufe:

Sind die Brennstäbe jedoch nicht mehr vollständig von Wasser bedeckt, passieren drei Dinge. Bei etwa 800 °C platzen die Brennstabhüllen aus der Legierung Zircaloy auf. Dabei gelangen Spaltprodukte direkt in das Wasser-Dampf-Gemisch im Reaktorkern.

Bei etwa 1200 °C reagiert das Zirkonium im Zircaloy (Anteil: ca. 90 %) dann mit dem umgebenden Wasserdampf: Es entsteht freier Wasserstoff, während das Zirkonium allmählich oxidiert – dabei wird zudem weitere Wärme frei. Der Druck im Reaktordruckbehälter steigt also weiter. Die Spaltprodukte gelangen bereits in den Wasserdampf, der sie, wenn er zur Druckentlastung abgelassen wird, aus dem Containment, dem Sicherheitsbehälter um den Reaktordruckbehälter, heraus transportiert. So offenbar auch der Ablauf der ersten Explosionen unter dem Dach der Reaktorgebäude.

Der Reaktortyp Mark 1 wurde schon in den 1970er Jahren von Fachleuten wegen Konstruktionsmängeln des Containments heftig kritisiert. Eine Analyse der Nuclear Regulatory Commission kam 1985 zu dem Schluss, dass es im Falle einer Kernschmelze „ziemlich wahrscheinlich“ sei, dass das Containment binnen weniger Stunden wegen des enormen Überdrucks berste. Die Sicherheitsbehälter der Mark 1-Reaktoren mussten in der Folge – jedenfalls in den USA – mit einem Notfallventil nachgerüstet werden, um zu hohen Innendruck ablassen zu können. Weil die Oxidation von Zirkonium die Stäbe rasant weiter aufheizt, kann die Temperatur binnen weniger Minuten auf 1.900 °C steigen, den Schmelzpunkt von Zirkonium. Dies ist der Beginn der Kernschmelze.
Der Begriff „Kernschmelze“ ist ein unscharf und wird in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedlich verwendet. Wissenschaftler der Abteilung Nukleartechnik am MIT haben in einem inzwischen viel zitierten Blog Posting darauf hingewiesen, dass der eigentliche Kernbrennstoff – das Uranoxid – in Form von keramischen Pellets vorliegt, die erst bei etwa 2800 Grad Celsius schmelzen. Verlässliche Angaben über die Temperatur in den Reaktorkernen liegen jedoch nicht vor. [3]

 

Quellen:

https://www.focus.de/panorama/welt/tsunami-in-japan/tid-21642/-live-ticker-japan-arbeiter-muessen-schutzraeume-des-akw-fukushima-aufsuchen_aid_607447.html

https://www.tagesschau.de/nachrichtenticker/

https://www.ftd.de/politik/international/:live-ticker-zur-katastrophe-in-japan-iaea-kritisiert-umgang-mit-reaktorunglueck/60028676.html#gmap-0-Fukushima%20Daiichi%20%28Reaktor%201%29

https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/

https://www.heise.de/tr/artikel/Der-Alptraum-von-Fukushima-1207205.html

Süddeutsche am 21.03.2011


[1] https://www.seilnacht.com/Lexikon/92Uran.html

[2] https://www.seilnacht.com/Lexikon/92Uran.html#verw

[3] https://www.heise.de/tr/artikel/Der-Alptraum-von-Fukushima-1207205.html?artikelseite=2

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Demonstration

Montags-Demos in RLP

An folgenden Orten finden am Montag nach unserem Kenntnisstand Veranstaltungen statt:

  • Bad Neuenahr, Treffpunkt: Platz an der Linde (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Bad Kreuznach, Treffpunkt: Am Netzwerk am Turm, Wassersümpfchen 23 (Beginn: 17:00 Uhr)
  • Betzdorf, Treffpunkt: Busbahnhof, Abschlusskundgebung an der Stadthalle (Beginn: 17:30 Uhr)
  • Bingen, Treffpunkt Speisemarkt (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Bitburg, Treffpunkt: Postplatz (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Frankenthal, Treffpunkt: Rathausplatz, (Beginn: 17:30 Uhr)
  • Ingelheim, Treffpunkt: Bahnhof (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Kaiserslautern, Treffpunkt: Stiftskirche (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Kastellaun, Treffpunkt: Marktplatz (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Koblenz, Treffpunkt: am MdB-Büro von Michael Fuchs, Bahnhofstr., Mahnwache auf dem Jesuitenplatz (Start: 17:30 Uhr)
  • Landau, Treffpunkt: Marktplatz (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Ludwighafen, Treffpunkt: Lichttor (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Mainz, Treffpunkt: Gutenbergplatz (Beginn:17:30 Uhr)
  • Montabaur, Treffpunkt: Konrad-Adenauer-Platz (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Neustadt, Treffpunkt: Marktplatz, Brunnen (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Simmern, Treffpunkt: Schlossplatz (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Speyer, Treffpunkt: Altpörtel (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Trier, Treffpunkt: Kornmarkt (Beginn: 18:00 Uhr)
  • Worms, Treffpunkt: Hauptbahnhof Osteingang (Beginn: 17:30 Uhr)
  • Zweibrücken, Treffpunkt: vor der Alten Feuerwache (Beginn: 17:30 Uhr)

In Hillesheim zeigt die Eifel Film Bühne, Aachenerstr. 15 an der B421, 54576 Hillesheim den Film „Yello Cake – Die Lüge von der sauberen Energie“ mit anschließender Diskussion, Beginn: 19 Uhr. Dabei werden Regisseur Joachim Tschirner sowie der Fachbuchauor Karl-Wilhelm Koch (Störfall Atomkraft) anwesend sein.

In Zweibrücken zeigen die GRÜNEN vor Ort den Film: „DIE 4. REVOLUTION – ENERGY AUTONOMY“ im GRÜNEN Fahrradkino. Der Film von Carl-A. Fechner zeigt, wie die Welt-Gemeinschaft ihre Energieversorgung komplett aus erneuerbaren Quellen decken kann – für jeden erreichbar, bezahlbar und sauber.
Beginn: 19.00 Uhr, Ort: „Erdgeschoss“ des Gasthauses Sutter (Pirmasenser Straße 114). Der Eintritt ist frei.