Großdemo geplant im Juni, Termin noch offen, Info folgt
Großdemo mit Menschenkette am 12.03.2011 vom AKW Neckarwestheim nach
Stuttgart. 14 Tage vor den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und
Badenwürttemberg Ausgerufen wird von Capact, ausgestrahlt, BUND, usw.
siehe
www.ausgestrahlt.de
Tschernobyl-Gedenktag II
Die bundesweiten Demos finden am 25.04.2011 an allen 12 AKW Standorten und einige Zwischen- und Endlagerstandorten statt. Näheres folgt.
Vorbemerkung:
Dieses hochinteressant Buch – mit allerdings etwas zu reißerischem Titel (in Wirklichkeit geht es um die mindestens genauso interessante Karriere des Kadir Khan) – ist mittlerweile, bis auf Amazons Verkaufseinträge und EINE einzige Erwähnung (Kulturmagazin Perlentaucher) nicht einmal mehr im Internet vorhanden … Völlig zu Unrecht. Zeichnet es doch DAS Bild der Proliferation der Atomtechnik der letzten 40 Jahre exakt nach. Um mit einer alten Mercedes-Werbung (oder Greenpeace) zu sprechen: „Proliferation hat einen Namen: Kadir Khan!“
Ich wollte ursprünglich die einzelnen Zusammenhänge in Aktualisierung meines Buches direkt einbauen, muss aber eingestehen, dass ich derzeit dazu die Zeit nicht finde 🙁 Daher vorab die Übersicht über die wichtigsten Stellen, die Seitenangaben beziehen sich auf das Original:
(Quellenangabe: Egmont R. Koch: Atomwaffen für Al Qaida – Auswertung, Aufbau-Verlag, Berlin, 2005)
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Das genannte Buch ist von Titel und teilweise von der pseudo-intivestigativen Schreibart her etwas reißerisch gestaltet. Das angekündigte Thema verbleibt weitgehend im Spekulativen und wird nicht nachhaltig belegt. Allerdings wird in hervorragender Art der Werdegang des „Dr. No“, Kadir Khan, und der Aufbau seines Proliferations-Netzwerkes dargestellt, schon allein deshalb ist das Buch lesenswert und als Quelle fast unverzichtbar.
Interessant ist die Tatsache, dass es kaum noch zu erhalten ist, selbst bei Amazon wurde es zwischenzeitlich nicht angeboten, aber in einem Berliner Kaufhaus wurde es im Oktober 2010 für 3,90 verramscht ….
1. Al Qaida und die Bombe:
Zitat Osama bin Laden, Januar 1999: „Wir würden es nicht als Verbrechen ansehen, in den Besitz atomarer, biologischer oder chemischer Waffen zu gelangen.“ (in einem Interview der Newsweek vom 11.1.1999.)
Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI6 haben unter der Legende, sie seinen Terroristen und hätten Interesse an Atomtechnik oder spaltfähigem Material Kontakt Ende 2001 zu Kadir Khan und seinen Mitarbeitern aufgenommen. Laut Tenet (CIA-Chef) waren mindestens zwei der kontaktierten pakistanischen Atomwissenschaftler bereit und boten zudem noch Infos zu einer „schmutzigen Bombe“ als Extra an.
Nach mehreren – nicht bestandenen – Tests mit Lügendetektoren gaben zwei andere Wissenschaftler aus Khans Umfeld namens Mahmood und Majeed, zu, mit Bin Laden persönlich und mit Vertrauten von ihm über Massenvernichtungswaffen „Diskussionen akademischer Natur“ geführt zu haben. (S. 33)
Allerdings lehnte der pakistanische Geheimdienst eine Vernehmung der Wissenschaftler durch die CIA „brüsk“ ab. (S. 34)
100 Tage nach den Anschlägen des 11.9.2001 belegt das US-Außenministerium, dass Mahmood sich mehrfach mit Bin Laden und Mullah Omar getroffen hatte, um über die Herstellung von ABC-Waffen zu diskutieren.
2. Pakistan:
Das AKW Kanupp (Karachi Nuklear Power Plant) stand nicht unter IAEA-Kontrolle, daher konnte hier atomwaffenfähiges Plutonium abgezweigt werden. (S. 26). Allerdings gab es 1975 Probleme bei Lieferung einer französischen Wiederaufbereitungsanlage, die in Chashma am Indus gebaut werden sollte. Der Druck aus den USA gegen dieses Geschäft war offenbar zu groß geworden. (S. 66)
Unter der US-Regierung Carters setzen die USA dann endgültig das Scheitern dieses Projektes durch, allerdings nicht ohne dass offenbar eine Reihe von Plänen auf direktem Weg von Frankreich an Khan gelangten und sogar zwei Ingenieure für die weitere Entwicklung – des nun nicht zustande gekommenen Geschäftes – in Chashma stationiert wurden. (S. 83).
Die US-Präsidenten waren durch ein Gesetz des Abgeordneten Pressler genötigt, sich einmal pro Jahr in einer Regierungserklärung zum dem ihnen bekannten Stand des pakistanischen Atomprogramm zu äußern. Bis zum 1. Oktober 1990 taten sie dies, zuletzt wider besseres Wissen, in dem Sinn, ihnen sei nicht bekannt, dass Pakistan über Atomwaffen verfüge. Nach der Entwicklung des Frühjahrs 1990 war diese Erklärung beim besten Willen nicht mehr glaubwürdig abzugeben. Konsequenterweise informierte daher George Bush am 1. Oktober 1990, er könne die Erklärung, Pakistan besitze keine Atomwaffen, nicht mehr abgeben. Die Folge war eine drastische Verschlechterung des US-pakistanischen Verhältnisses, Gelder wurden gestrichen, Militärlieferungen ausgesetzt, u.a. weitere als Träger dringend benötigte F16-Kampfbomber. (S. 204)
1990 zähle Pakistan zu den 40 ärmsten Ländern der Welt: 45 % hatten keine ärztliche Versorgung oder sauberer Trinkwasser, 52 % aller Kinder waren mangelernährt. Aber Pakistan verfügte über rund ein Dutzend Kernwaffen! (S. 207)
3. Deutsche Beteiligungen:
Auch die deutschen Firmen Leybold-Heraeus (S. 83, 94, 125) und scheinbar auch Siemens (beim Bau einer Pilotanlage in Kahuta, S. 84) waren am Bau der pakistanischen Atomanlagen beteiligt.
Die Firmen CES Kalthof GmbH und Mebus Engineering werden genannt, in Verdacht zu stehen, am Bau einer UF6-Fabrik in Dera Ghazti Khan beteiligt gewesen zu sein.
Die Firma NTG Rudolf Ortmayer lieferte eine Tritium-Anlage (Tritium = überschwerer Wasserstoff, ein Proton mit 2 Neutronen, gebraucht als Neutronenquelle bei Atombomben) (S. 156ff)
Ringmagneten für die Zentrifugen wurden über die Türkei von der Firma Tridelta in Dortmund geliefert. (S. 244)
Die Firma Optronic GmbH in Königsbrunn bei Aalen lieferte 2003 22 t gehärtete Aluminiumrohre mit der Bezeichnung „6061-T6“ ohne Ausfuhrgenehmigung nach Nordkorea. Angeblich waren die Rohre als Tanks für chinesische Flugzeuge gedacht. Allerdings entsprachen sie genau dem Maß für die P1-Zentrifugen, deren Pläne Khan nach Nordkorea geliefert hatte. Der Inhalt hätte für bis zu 400 Zentrifugen gereicht. (S. 253f)
4. Terrorgefahr in den USA:
Angriff auf ein AKW am 11.9.2001: Bei den Planungen war ursprünglich auch ein AKW an der amerikanische Ostküste sowie das Weiße Haus“ einbezogen worden. Beide wurden in der endgültigen Planung wieder gestrichen, da – nach Meinung der Piloten – die Gefahr bestand, dass die Maschinen abgeschossen würden, bevor sie ihr Ziel erreicht hätten.
Am 2.12.2001 wurde die Gefahr eines Atombombenanschlages auf Washington so hoch eingeschätzt, dass der Vizepräsident Cheney und Hundert Beamten aus verschiedenen Ministerien als Ersatzregierung in eine weit entfernte Bunkeranlage, die für den Zweck des Schutzes vor Atomaren Angriffen gebaut worden war. (S. 36)
5. Kadir Khan:
Über eine Tochterfirma der „Verenigde Metaal-Fabrieken“ namens „Fysisch Dynamisch Onderzoeklaboratorium (FDO) bekam 1970 ungehinderten Zugang zur Urenco bei der Entwicklung von Kadir Khan als Metallurge ab März Hochgeschwindigkeitszentrifugen. In Almelo sollte damals das US-Monopol für angereichertes Spaltmaterial gebrochen werden. (S. 49)
Im November 1983 wurde Khan aufgrund des Diebstahls der Blaupause von Urenco wegen Spionage in Abwesenheit zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde 18 Monate später von der Berufungsinstanz aus formalen Gründen wieder aufgehoben, da nicht nachgewiesen werden konnte, dass Khan die Anklage termingerecht erhalten hätte.
Nach seinem nicht rühmlichen Ausscheiden bei FDO hatten weder Khan noch FDO baldmögliche geschäftliche Kontakte zu knüpfen. So lieferte FDO offenbar 1976 eine Präzisionsmaschine zur Zentrifugenherstellung, die von Urenco nicht abgenommen worden war. Als der Deal aufflog kam es nicht einmal zu einer Verurteilung der Beteiligten, da der Handel – zumindest nach der damals geltenden Rechtslage – legitim gewesen sei. (S. 72).
Dieses Rechtsproblematik sollte sich noch weiter verschärfen: So standen wohl komplette Hochgeschwindigkeitszentrifugen auf der entsprechenden IAEA-Exports-Verbots-Liste, nicht aber Teile von Zentrifugen, die dann problemlos im Empfängerland zu kompletten Zentrifugen zusammen gebaut werden konnten. (S. 77)
6. China:
Laut einer CIA-Analyse hat Khan das Bomben-„Design“ aus China bekommen. 2002 – 20 Jahre später wurden eben diese chinesischen Pläne bei der Beendigung des Atombombenprojektes Libyens übergeben. (S. 127)
7. Kriegsgefahr Indien – Pakistan:
Im Rahmen des Kashmirkonfliktes im Januar 1987 drohte der pakistanische Außenminister gegenüber dem indischen Botschafter mit dem Einsatz von Atomwaffen, falls Indien nicht seine Interventionstruppen aus dem Distrikt Kargil abziehen würde. Indien gab klein bei und zog ab. (S. 168)
Im Mai 1990 wurden Tausende von Arbeitern aus dem Atomfabrik Kahuta evakuiert, offensichtlich befürchtete die pakistanische Regierung einen Angriff. CIA-Auswerter bewerteten LKW-Transporte aus den Bergen Belutschistans zu einer nahe gelegenen Airbase als ein Beladen von F16-Bombern mit Atomwaffen. Die damalige Premierministerin, die in der atomaren Befehlskette offenbar überhaupt nichts zu melden hatte, war derzeit auf längerer Auslandsreise. Der CIA-Direktor William Webster stufte die Situation später „Gefährlicher als die Kuba-Krise“ ein. (S. 200 f)
Am 11. Mai 1998 belegte Indien mit drei fast zeitgleich gezündeten Atomsprengsätzen unterschiedlicher Bauart eindrucksvoll, dass die Gerüchte über die Entwicklung einer indischen Atombombe eben keine Gerüchte mehr waren, sondern harte Fakten. 25 Jahre zuvor hatte es den ersten Atomtest gegeben, damals noch sehr im geheimen. Nun war Indien offizielle Atommacht Nr. 7 und hatte eindrucksvoll seinen Anspruch auf die Führung auch auf diesem Gebiet in Südasien dokumentiert.
Aber Pakistan hält, wenn auch mit riesigem Aufwand dagegen: Am 28. und 30 Mai 1998 zündet Pakistan insgesamt sechs Sprengkörper (S. 219ff)
Am 2. Juli 1999 – wieder eskaliert, nach pakistanischer Provokation, der Konflikt im Kaschmir – drohte ein weiteres Mal ein Atomkrieg auf dem südasiatischen Subkontinent: Die CIA beobachtet da Scharfmachen und beschicken mit Atomsprengköpfen von „Ghauri“-Raketen, den pakistanischen Kurz??streckenraketen. Verantwortlich dafür ist offenkundig nicht der Präsident, eigentlich der erste Mann im Staat, Nawaz Sharif, sondern der Befehlshaber der Armee, Pervez Musharraf. Dieses Mal wird Pakistan von der Clinton-Regierung gezwungen, klein beizugeben. (S. 234f)
8. Iran:
1985 lieferte die Firma Leifeld aus Ahlen eine Maschine zur Herstellung von Zentrifugen-Rohlingen nach Teheran. Ferner wurde der Regierung in Teheran durch Erlanger Geschäftsmann Heinz Mebus, ein kompletter Satz Zentrifugen-Baupläne übergeben. Auch hier hatte Khan wieder seine Finger im Spiel. Im Frühjahr 1987 gab es eine regelrechte „Schulung“ für 33 iranischer Wissenschaftler in beiden Linien (Urananreicherung und Plutonium-Erbrütung) in Pakistan. (S 172 f)
9. Nordkorea:
1997 wurden mit Rückendeckung der Regierung Nawaz Sharif in Nordkorea gekaufte No Dong-Raketen mit der Lieferung von Anreicherungstechnik bezahlt. So wurden auf einer Airbase in Nordkorea Ende 1997 C-130-Transporter der pakistanischen Luftwaffe beobachtet, die offenbar nicht nur Raketen abtransportierten, sondern auch Ware anlieferten. Khans Netzwerk bestellte zu der Zeit mehr Zentrifugen-Bauteile im Ausland, als die Pakistani selbst verbauten. (S. 214f)
1999 verfügt Nordkorea über drei Plutoniumbomben oder Bomben-Attrappen, die Khan bei einem Besuch stolz vorgeführt werden. (S. 237)
Im April 2003 ließen nordkoreanische Diplomaten ihre US-amerikanischen Kollegen wissen, ihr Land besitze zwei Plutoniumbomben und arbeite an weiteren. (S. 254)
10. Südafrika
Südafrika unterzeichnete erst 1991 den Nichtverbreitungsvertrag. Unter der Aufsicht der IAEA wurde sieben fertige oder halbfertige Atombomben zerlegt, im März 1993 verkündete die Regierung de Klerk öffentlich das Ende des südafrikanischen Atomprogramms. (S. 257)
Sonstiges:
Im Oktober 1972 unterzeichnete die Bundesregierung Deutschlands und die Regierung Pakistans ein offizielles Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kernphysik. (S. 54)
Blindflug Grafenrheinfeld
Atom: Blindflug Grafenrheinfeld
Zu dem meldepflichtigen Befund am Primärkreislauf des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld und dem Umgang des Bundesumweltministeriums damit erklärt Sylvia Kotting-Uhl, Sprecherin für Atompolitik:
Mit der Entscheidung, das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld weiterlaufen zu lassen, brechen Minister Röttgen und sein oberster Reaktoraufseher, der Atomlobbyist Gerald Hennenhöfer, ein Tabu. Als vor über einem halben Jahr ein Befund am Primärkreislauf des Atomkraftwerks festgestellt wurde, hätte es nur eine Konsequenz geben dürfen: Grafenrheinfeld erst wieder ans Netz zu lassen, wenn die Ursache geklärt und das Problem behoben ist. So wurde das bisher gehandhabt und so muss das auch bleiben.
Doch das Umweltministerium beschwichtigt und wartet ab. Ohne überhaupt zu wissen, worum es sich genau handelt und ohne die Ursache des Befundes zu kennen, wird das Risswachstum beurteilt und die nicht-vorhandene Sicherheitsrelevanz bescheinigt. Kurz gesagt, Grafenrheinfeld ist im Blindflug unterwegs und Röttgen guckt zu. Das ist inakzeptabel.
Statt die gebotene bestmögliche Schadensvorsorge durchzusetzen, versteckt sich der Umweltminister lieber hinter den Experten der Reaktorsicherheitskommission, die keine sofortige Abschaltung gefordert habe. Das ist jedoch völlig irrelevant. Denn es obliegt der Behörde, über die sofortige Abschaltung zu entscheiden und sie zu verfügen. Diese Verantwortung kann und darf sie nicht auf Sachverständige abwälzen.
Solange die Ursache des Problems in Grafenrheinfeld nicht geklärt und behoben ist, muss der Reaktor vom Netz. Und zwar sofort. Im Hinblick auf die Laufzeitverlängerung ist auch mit Hochdruck zu klären, welchen Einfluss der in Grafenrheinfeld bereits gefahrene Lastfolgebetrieb auf das Risswachstum hat.
AUFTAKTDEMONSTRATION CASTOR Greifswald
AUFTAKTDEMONSTRATION für den nächsten CASTOR von Karlsruhe nach Lubmin:
Die Website zum Film gibt es hier https://www.sat1.de/filme_serien/restrisiko/ mit einer Menge Material.
Unter anderem ist die Doku anscheinen noch 7 Tage vollständig vorhanden zum Online-Ansehen. Für die die es im TV verpasst haben.
Übrigens; Da gibt es auch noch eine Online-Abstimmung pro und kontra Atomkraft. Klickt doch hier mal an der richtigen Stelle:
https://www.sat1.de/filme_serien/restrisiko/voting/content/48017/
Mit anti-atomaren Grüßen
(Dank an Jörg Haas)
IPPNW-Presseinformation vom 17. Januar 2011
Nach Vorfall im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld
„Restrisiko“ geht unter die Haut
Im bayerischen Atomkraftwerk Grafenrheinfeld gibt es möglicherweise einen sehr langen, umlaufenden Riss einer Rohrleitung, der zum Abriss der Leitung führen könnte. Monatelang wurde der Befund nicht richtig gemeldet und die Anlage aus rein wirtschaftlichen Gründen weiterbetrieben. Bis heute wurde die betreffende Stelle nicht so untersucht, dass ein Leck-Störfall tatsächlich ausgeschlossen werden kann. In jeder Risikostudie zählen Lecks im Bereich des Primärkreises zu den potenziellen Auslösern eines schweren Kernschmelzunfalls.
Zu einem solchen Leck-Störfall kommt es – wegen des alles dominierenden wirtschaftlichen Interesses des Betreibers – im Spielfilm „Restrisiko“ im fiktiven Atomkraftwerk „Oldenbüttel“, der morgen Abend ausgestrahlt wird (SAT.1, 18. Januar 2011, 20.15 Uhr). Das Vorstandsmitglied der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, Reinhold Thiel, und IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz standen der Produktion beratend zur Seite. Sie nehmen zu „Restrisiko“ wie folgt Stellung:
Selbst wenn man sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema Atomenergie kritisch befasst, kann man nur sagen: „Restrisiko“ geht unter die Haut. Dies deswegen, weil der Film auf schlichte Gut-Böse-Schemata weitgehend verzichtet, weil er mit herausragenden Schauspielern brilliert und weil er mit einer spannenden Dramaturgie fesselt. Der Film ist insgesamt realitätsnah, wobei sich das eine oder andere technische Detail in der Realität ein wenig anders darstellt. Die bewusste Verfremdung an wenigen Stellen des Films dient dazu, übergeordnete reale Probleme filmisch-dramaturgisch vermitteln zu können. Das ist perfekt gelungen.
„Restrisiko“ arbeitet mit drei Figuren heraus, was das rein wirtschaftliche Interesse der Atomkraftwerksbetreiber an verlängerten Laufzeiten für die Verantwortlichen in den Atomkraftwerken vor Ort bedeutet: Der forsche Kraftwerksdirektor, der das Profitinteresse des Betreibers zu exekutieren hat; der leitende Ingenieur, den das schlechte Gewissen wegen menschlicher und technischer Fehler sowie wegen radioaktiven Freisetzungen plagt und der weiß, dass alte Atomkraftwerke abgeschaltet werden müssen. Und dazwischen die Sicherheitschefin, die zunächst zu leichtfertig an die Beherrschbarkeit der Atomenergie glaubt, ohne völlig verantwortungslos zu handeln, und die im Laufe der Zeit immer mehr begreift, dass von dem alten Atommeiler eine erhebliche Gefahr ausgeht, die es zu verhindern gilt.
„Restrisiko“ spielt vor dem Hintergrund, dass es in der Energiepolitik nur vordergründig um alle möglichen Aspekte geht, letztlich aber allein eines zählt: der schnöde Mammon, dem regelrecht alles untergeordnet wird – insbesondere die Sicherheit der Bevölkerung.
Realitätsnah ist der Film unter anderem auch deswegen, als nicht nur atomkritische Organisationen wie die IPPNW eindringlich vor gravierenden Sicherheitsdefiziten warnen. Auch Insider und Befürworter der Atomenergie halten – ganz ähnlich wie der Ingenieur im Film – den Weiterbetrieb der Siedewasserreaktor-Baulinie 69 für nicht länger verantwortbar. Im Oktober veröffentlichte ein ehemaliger Ingenieur des Atomkraftwerksherstellers Siemens gemeinsam mit neun anderen ausgewiesenen Fachleuten einen brisanten „Schwachstellenbericht“. Demnach muss in den Atommeilern Brunsbüttel, Isar-1, Philippsburg-1 und Krümmel mit einem Riss in einer Schweißnaht gerechnet werden – und zwar direkt am Reaktordruckbehälter. Denn dort können Spannungen von 326 Newton/mm2 auftreten, obwohl nur ein Wert von 177 zulässig und genehmigt ist.
Da ein solches Leck die Kühlfähigkeit des Reaktorkerns grundsätzlich in Frage stellt, muss mitten im dicht besiedelten Deutschland mit einem katastrophalen Atomunfall wie in Tschernobyl gerechnet werden – ein Horror-Szenario, welches der Film noch nicht einmal an die Wand malt. Im Film verläuft es glimpflicher.
Völlig zu Recht trifft der leitende Ingenieur im Film die Aussage, dass die Zeit dieser Atommeiler abgelaufen ist. In der Realität kommt der an dem „Schwachstellenbericht“ beteiligte Ingenieur ebenso zu dem Ergebnis, dass man den Weiterbetrieb der Siedewasserreaktoren der Baulinie 69 nicht länger verantworten kann.
Redaktionelle Hinweise:
Im Anschluss an die Ausstrahlung von Restrisiko folgt um 22.15 Uhr die Dokumentation „Restrisiko Atomkraft – Mit Sicherheit unsicher?“.
Den „Schwachstellenbericht Siedewasserreaktoren Baulinie 69“ finden Sie hier: https://www.ippnw.de/startseite/artikel/1f8648cb56/brisanter-schwachstellenbericht.html
Siehe auch „Nachrüstungsliste bestätigt wesentliche Biblis-Mängel“: https://www.ippnw.de/startseite/artikel/0d757d07ac/nachruestungsliste-bestaetigt-wese.html
Kontakt:
Henrik Paulitz, IPPNW, Tel. 0032-485-866 129
Deutsche Sektion der Internationalen Aerzte
fuer die Verhuetung des Atomkrieges, Aerzte in
sozialer Verantwortung (IPPNW)
Koertestr. 10
10967 Berlin
Tel. 030-69 80 74-0
Email: ippnw@ippnw.de
Die «New York Times» berichtet von neuen Hinweisen, dass Israelis und Amerikaner den Virus gemeinsam entworfen hätten. Er sei sogar in der israelischen Atomanlage Dimona getestet worden. Hier sind praktisch die gleichen Zentrifugen zur Urananreicherung wie in Natans aufgebaut. «Um den Wurm zu testen, muss man die Maschinen kennen», zitiert die «New York Times» einen amerikanischen Atomexperten. «Die Israelis testeten ihn aus, das ist der Grund, weshalb der Wurm so effektiv war.» Die Iraner hatten im Oktober zugegeben, dass Tausende Rechner in den Atomanlagen infiziert wurden. Nach Angaben der «New York Times» wurde durch Stuxnet ein Fünftel der iranischen Uranzentrifugen lahmgelegt und das gesamte Programm zurückgeworfen (s.a. Virenangriff auf iranische Atomanlagen!)
Laut «New York Times» hat ein US-Labor in Idaho die Vorarbeit geleistet . Es habe Anfang 2008 mit Siemens zusammengearbeitet, um Schwächen der Programme zu identifizieren. Das Labor in Idaho, das dem für die US-Atomwaffen zuständigen Energieministerium unterstehe, habe gut versteckte «Löcher» in dem Siemens-System gefunden. Diese seien von Stuxnet zum Angriff genutzt worden.
(Quelle: u.a. Bericht in der FAZ und Yahoo-Nachrichten)