Fünfmal pro Monat rollen „radioaktive Ladungen“ durch unser Land, offenbar ohne dass irgendwer (einige wenige im Mainz ausgenommen) davon weiß … Ein Skandal erster Größenordnung, vor allem die Geheimhaltungspolitik, im Fall eines Unfalls wäre offenbar nicht einmal die örtlichen Behörden eingeweiht …
Unverantwortlich!
Statt des teilweise im Text erwähnten „Urans“ handelt es sich vermutlich um Uranhexafluorid oder im günstigeren Fall um Yellow Cake, wobei vor allem ersteres – wie beschrieben – nicht minder gefährlich und beides natürlich ebenfalls radioaktiv ist. Die Container haben im Fall eines Unfalls mit Sicherheit kaum eine Schutzfunktion, der Kontakt mit Wasser (Löschwasser bei Bränden, Regen etc.) ist also durchaus wahrscheinlich. https://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Die-geheime-Route-der-gefaehrlichen-Fracht;art806,3945274
https://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Geheime-Urantransporte-Strahlende-Fracht-rollt-durch-Region;art806,3944978
https://www.tageblatt.lu/nachrichten/story/12413535
Von Anfang 2012 bis zum 29. April 2014 haben insgesamt 1.653 grenzüberschreitende Atomtransporte stattgefunden. Hinzu kommen die radioaktiven Frachten, die nur innerhalb der Bundesrepublik transportiert werden. Allein 988 Atomtransporte mit angereichertem Uran (Kernbrennstoffe) haben innerhalb Deutschlands und grenzüberschreitend in diesem Zeitraum stattgefunden. Ihre Routen werden geheim gehalten, dabei geht bei vielen dieser Transporte auch das nukleare Risiko mit auf die Reise. Ein einheitliche Statistik für Atomtransporte gibt es nicht. Der Linke Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel hatte mit einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung (PDF) drei Statistiken über die Atomtransporte im Zeitraum von Anfang 2012 bis etwa Mitte Mai 2014 als PDF-Daten erhalten.
Mehr dazu: https://umweltfairaendern.de/2014/07/geheime-atomtransporte-1-653-grenzueberschreitende-atomtransporte-seit-anfang-2012-einladung-zur-recherche/
Hintergrund
In der Tat scheint eine der Unklarheiten zu sein, WAS da überhaupt transportiert wird. Der TV schreibt von “ Yellow Cake“ (das wäre eine konzentrierte, zähflüssige Anschlämmung von Uranoxiden oder die getrocknete Version in Pulverform, s.u. Anm. 1). Dem widerspricht die Aussage des Luxemburger Tageblatts: Zitat Tageblatt: „Das in den Güterzügen transportierte Urankonzentrat ist radioaktiv. Wenn es in mit Luft in Kontakt kommt, dann reagiert es zu der giftigen und ätzenden Verbindung Uranylfluorid und zu Fluorwasserstoff.“ Uranylflourid (Uo2F2) und Flusssäure (HF) können nur entstehen, wenn Fluor an der Verbindung beteiligt ist, das wäre dann das von mir vermutete UF6. Könnte allerdings ein redaktioneller Fehler des Tageblatts sein …
Der TV schreibt: „Das Konzentrat gilt als hoch giftig und ätzend, wenn es in Kontakt mit Luft kommt.“ Auch das würde eher auf UF6 hinweisen, da Yellowcake (Uranoxide) nicht im Kontakt mit Luft reagiert, wohl aber UF6 aufgrund der Luftfeuchtigkeit.
Contratom schreibt allerdings ebenfalls von Yellow Cake …
(Unverarbeitetes) Uranerz wird allerdings – schon aus Kostengründen – sicher nicht transportiert. „Die Urankonzentration (des in Kasachstan geförderten Erzes) ist sehr schwach und liegt vielfach nur bei ca. 0,1% Prozent.“ (Quelle Greenpeace) Ohne eine chemische Aufkonzentration wird also wohl nicht über Tausende von Kilometer transportiert.
Anm. 1:
Unerwünschte Begleitstoffe werden aus der gewonnenen Aufschlämmung/Lösung in mehreren Reinigungsschritten durch Dekantieren, Filtern, Extrahieren usw. entfernt. Aus der Flüssigkeit wird Uran ausgefällt, z.B. durch Zugabe von Ammoniak (im Haushalt bekannt als Salmiakgeist, Salmiak-Pastillen, Riechsalz oder in Reinigungsmitteln). Das ausgefällte Produkt trägt wegen seiner quittengelben Farbe den Namen „Yellowcake“ (chemisch: Ammoniumdiuranat). In eingedickter getrockneter Form enthält es 70 bis 80 Gewichtsprozent Uran. Durch Brennen (Calzinieren) wird hieraus, teilweise noch am Abbauort, Urankonzentrat (chemisch: Uranoxid U3O8) hergestellt.
https://www.kernbrennstoff.de/inhalte/brennstoffkreislauf/uran-eigenschaften.html
s.a. https://de.wikipedia.org/wiki/Uran#Yellowcake
—————————–
Nachfolgend Auszüge aus dem Sicherheits-Datenblatt:
Chemische Eigenschaften von Uranhexafluorid
UF6 ist nicht brennbar und beständig gegen trockene Luft. Dagegen findet mit Wasser eine rasche Umsetzung gemäß der folgenden Reaktionsgleichung statt: UF6 + 2 H2O -> UO2F2+ 4 HF Das dabei entstehende UO2F2 (Uranylfluorid) ist wasserlöslich; HF (Fluorwasserstoff) bildet im überschüssigen Wasser Flusssäure. Mit den meisten Metallen und Legierungen (z. B. Eisen, Kobalt, Chrom, Aluminium, Magnesium, Edelstähle, Messing) reagiert UF6 unter Bildung von Metallfluoriden bei Raumtemperatur sehr langsam, bei erhöhten Temperaturen etwas schneller. Da die gebildeten Fluoride schwerflüchtig sind, bilden sie auf den betreffenden Oberflächen je nach den Reaktionsbedingungen graue, braune oder grüne Ablagerungen, die die Weiterreaktion verhindern können. Absolut trockenes Glas und trockener Quarzsand werden von UF6 nicht angegriffen. Metalle wie Nickel und Platin und die meisten ihrer Legierungen sind selbst bei mehr als 100 °C praktisch resistent. Synthetische Hochpolymere, wie z. B. Teflon und einige Copolymere, weisen ebenfalls eine gute Beständigkeit gegenüber UF6 auf. Organische Stoffe, wie z. B. Alkohole, Äther, Ester, Ketone und gesättigte und ungesättigte Kohlenwasserstoffe, reagieren dagegen bereits bei Raumtemperatur durch Fluorierungsreaktionen mit UF6.
Radiologische Eigenschaften
Alle Uranisotope zerfallen durchα-Strahlung, wobei die Strahlungsenergien zwischen 4,2 und 5,2 MeV (Megaelektronenvolt) liegen. Die spezifische Aktivität des Natururans beträgt 24,9 · 103 Bq/g. Neben derα-Strahlung wird von einigen unmittelbaren Tochternukliden mit kurzer Halbwertszeit auchβ-Strahlung emittiert. Dieα- undβ-Strahlung ist so schwach, dass sie die Wände der Behälter und Rohrleitungen nicht durchdringen kann. Nachfolgende Glieder der Zerfallskette spielen keine Rolle, da sie zunächst bei der Uranherstellung abgetrennt werden und sich jeweils nur mit sehr langen Halbwertszeiten nachbilden. Ein kleiner Teil derα- undβ-Zerfälle ist vonγ-Strahlung begleitet, die die Behälterwände durchdringen kann und im Außenraum messbar ist. Die Aktivitätswerte sind in allen Fällen so niedrig, dass Uran als schwach radioaktiver Strahler bezeichnet werden kann. Diese Aussage trifft auch auf das leicht angereicherte Uran zu, welches zwar im Vergleich zum Natururan eine etwa 3-mal höhereα-Aktivität aufweist, aber praktisch die gleicheβ- undγ-Aktivität hat.
Chemische Toxizität von Uranverbindungen
Die chemische Toxizität von Uran und seinen Verbindungen ist mit derjenigen anderer Schwermetalle vergleichbar. Sie beruht auf der Tatsache, dass Uran stabile Komplexe mit bestimmten Proteinen der Körperzellen bilden kann. Dabei stellen die Nieren das kritische Organ dar, da hier Schwermetalle für längere Zeit gespeichert werden. Dies gilt insbesondere für die sechswertigen Uranverbindungen, wie UF6 und das hieraus durch Umsetzung mit Wasser entstehende wasserlösliche UO2F2, welche daher toxikologisch höher eingestuft werden als die vierwertigen und/oder fast wasserunlöslichen Uranverbindungen. Da in den Nieren lediglich 10-15 % des inkorporierten Urans angesammelt werden – der größere Teil wird innerhalb von 24 Stunden ausgeschieden –, ist eine Aufnahme von Uranverbindungen wie etwa UO2F2 in der Größenordnung von 10 mg völlig ungefährlich. Bei einer biologischen Halbwertszeit für den Abbau dieser Uranverbindungen aus den Nieren von etwa 15 Tagen wäre auch eine in größeren Zeitabständen wiederholte derartige Inkorporation unbedenklich.
Chemische Toxizität von Fluorid
Zur chemischen Toxizität des bei der Umsetzung von UF6 und Wasser entstehenden HF, das in verdünnten wässerigen Lösungen, also auch im Körper, zu H+ und F- (Fluorid-Ion) weitgehend dissoziiert, lassen sich folgende Angaben machen: Fluorid stellt eine für den Körper lebenswichtige Komponente dar und wird vom Menschen mit der Nahrung größenordnungsmäßig bis zu 1 mg/Tag aufgenommen. Eine einmalige Aufnahme von 200 mg Fluorid in neutraler Lösung wird als ungefährlich angesehen. Für die Langzeitaufnahme gilt, dass eine tägliche zusätzliche Fluorid-Inkorporation von 1 bis 2 mg absolut unbedenklich ist. Zur Erzeugung einer Fluorose ist eine tägliche Aufnahme von 20–80 mg Fluorid/Tag erforderlich; erst bei einer täglichen Zufuhr von 50–100 mg können auch andere Effekte, wie Schädigung der Nieren und der Schilddrüse, auftreten.
Radiotoxizität von Uran
Aufgrund der niedrigen spezifischen Aktivitätswerte des Urans ist seine Radiotoxizität geringer als die chemische Toxizität. Eine Strahlenbelastung von 20 mSv entspricht einer durch Inhalation aufgenommenen Menge von etwa 1,5 g Natururan. Dies gilt für wasserlösliche Uranverbindungen, wie z. B. Uranylfluorid (UO2F2) und Uranhexafluorid, die beiden Verbindungen, die im Anreicherungsbetrieb von Bedeutung sind. Für die Aufnahme über die Nahrungszufuhr (Ingestion) wird hierfür ein noch um den Faktor 10 höherer Wert angesetzt. Ein Vergleich mit den Angaben zur chemischen Toxizität zeigt, dass die Radiotoxizität von UF6 (bzw. UO2F2) auch dann noch von untergeordneter Bedeutung ist, wenn die spezifische α-Aktivität – wie im Fall des angereicherten UF6 – um den Faktor 3 höher liegt.